Sonneborn: "Europa nicht den Laien überlassen"

"Für Europa reicht's" - das Wahlmotto von Martin Sonneborns (l.) "Die Partei"
Der Satiriker und EU-Parlamentarier zeigte sich froh darüber "dass ich ab sofort nicht mehr der unseriöseste Vertreter der europäischen Demokratie bin".

Eine gewohnt launige, aber durchaus ernst gemeinte Rede, schwang am Dienstag der EU-Abgeordnete Martin Sonneborn. "Es freut mich sehr, dass ich ab sofort nicht mehr der unseriöseste Vertreter der europäischen Demokratie bin", bedankte sich der ehemalige Chefredakteur des Satiremagazins "Titanic" in seinem Eingangsstatement bei Ursula von der Leyen.

Dann teilte Sonneborn kräftig gegen die vom EU-Rat vorgeschlagenen Personalien aus. Josep Borell, "ein spanischer Typ der als Präsident des europäischen Hochschul-Instituts zurücktreten musste, weil er vergessen hatte, eine jährliche Gratifikation von 300.000 Euro zu erwähnen, soll als Außenbeauftragter die europäischen Werte in der Welt vertreten?", fragte Sonneborn in die Runde.

Christine Lagarde, Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) in spe, habe noch nie eine nationale Notenbank geführt. Charles Michel solle Ratspräsident werden, obowhl er "noch nicht einmal in Belgien eine funktionierende Regierung bilden konnte".

"Und dazu Sie, Frau, von der - ähm - Leyen, eine europapolitisch völlig kenntnisfreie, deutsche Ministerin, die lediglich mit einem irren Hang zu teuren Beratern, Missmanagement und Euphemismen aufgefallen ist", meinte Sonneborn in Richtung von der Leyen, die es mit einem milden Lächeln quittierte.

Sonnborn schloss seine eineinhalb Minuten dauernde Ansprache mit: "Wir sollten Europa nicht den Laien überlassen - Zwinkersmiley." Damit war der "Leyen/Laien"-Wortwitz wohl endgültig aufgelöst.

Partei-Kamerad völlig transparent

Sonneborns Partei "Die Partei" hat seit der Europawahl Ende Mai zwei Sitze im EU-Parlament. Der zweit Abgeordnete, Nico Semsrott, bekam ebenfalls ein paar Sekunden Aufmerksamkeit vom Plenum.

Semsrott spielte auf finanzielle Interessenkonflikte der Europäsichen Union an. Er habe einen Vorschlag, wie diese in Zukunft geregelt werden könnten, meinte er, öffnete seinen schwarzen Kapuzenpullover, unter dem er einen zweiten schwarzen Kapuzenpullover trug, der mit verschiedenen Stickern von größeren Beratungsunternehmen beklebt war, wie Accenture, McKinsey & Company und KPMG.

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