Alle waren sie da: Parteifreunde, Erzfeinde und Fußballfans
Gefreut hätte er sich sicher auch über die vielen Bürger, die sich persönlich von ihm verabschieden wollten. Obwohl die Trauermesse für 15 Uhr angesagt war, hatten sich viele schon am Vormittag auf den Weg gemacht, um sich einen guten Stehplatz zu sichern.
Die Mitglieder von Berlusconis Partei Forza Italia waren leicht an der Stecknadel mit dem Parteilogo auszumachen; die Fußballfans des AC Milan, dessen Präsident er 23 Jahre lang gewesen war, wiederum an den rot-schwarzen T-Shirts und Fahnen.
Während in der Kathedrale an die 2.300 Familienmitglieder, enge Freunde und geladene Gäste die Messe verfolgten, wurden für alle anderen zwei große Bildschirme auf dem Domplatz aufgestellt. Was die Altersgruppen betrifft, so waren auch viele junge Frauen und Männer anwesend, die man so zahlreich nicht erwartet hätte und schon gar nicht vom Cavaliere so eingenommen, so verzaubert.
Junge Anhänger trauern: "Er kommt sicher in die Geschichtsbücher"
Hört man ihnen ein wenig zu, dann hat man das Gefühl, Berlusconi stellte für sie ein Modell dar, beziehungsweise bleibt es weiter. Für Francesco, 25 Jahre alt und extra aus der toskanischen Stadt Lucca gekommen, war er „ein Mann des Friedens, wie er bis zuletzt furchtlos gezeigt hat“.
Carla, 20 Jahre alt, ist mit einigen Unikollegen aus Rom angereist. „Wir studieren alle Politikwissenschaft“, sagt sie zum KURIER und erklärt: „Berlusconi hat Italien wieder auf die Beine gebracht. Und das dank seines Charismas und dank seiner TV-Sender. Er kommt sicher in die Geschichtsbücher.“
Ihr Studienfreund Leonardo, 21, meint wiederum, Berlusconi habe den Liberalismus in die italienische Politik eingeführt. Auf die Frage, ob Forza Italia auch ohne Berlusconi weiterleben werde, folgt zuerst ein betretenes Schweigen, dann sagt Carla aber bestimmt: „Es wird nicht mehr wie früher, aber wir Jungen werden seine politische Lehre in Ehren weiterführen.“
Kaum ausländische Gäste, aber Viktor Orbán
Einzig die geringe Zahl an ausländischen Gästen hätte den stolzen Berlusconi wohl gekränkt. So wurde die EU vom italienischen Kommissar Paolo Gentiloni und dem EVP-Fraktionsvorsitzenden Manfred Weber vertreten. Als Regierungschefs waren nur Ungarns Premier Viktor Orbán, der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, sowie der irakische Präsident Abdul Latif Rashid nach Mailand gekommen. Letzterer befand sich schon auf Staatsbesuch in Italien und verlängerte um einen Tag.
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