Wird Italiens Politik zunehmend eine Familienangelegenheit, oder, genauer gesagt, eine Angelegenheit von Premierministerin Giorgia Meloni und ihren Bluts- beziehungsweise zu-geheirateten Verwandten? Diese Frage stellte sich so mancher Kommentator, nachdem Giorgia Meloni am Sonntag verkündete, ihre Schwester Arianna werde in der Partei die Verantwortung für die Mitgliederanwerbung übernehmen.
Ein Auftrag, der im Hinblick auf die EU-Parlamentswahlen im Juni 2024 nicht irgendeiner ist. Zwar sind auch in Italien die familiären Beziehungen nicht mehr wie sie einst waren, wie Premierministerin selbst beweist. Meloni, die von einem Rednerpult einst in die jubelnde Menge brüllte: „Ich bin Giorgia, ich bin Italienerin, ich bin Mutter, ich bin Christin“, lebt unverheiratet mit ihrem Partner und deren beider Tochter zusammen.
➤ Jung, weiblich, rechts: Giorgia Meloni in Italien vereidigt
Nichtsdestotrotz bleibt in Italien das Zugehörigkeitsempfinden weiter sehr stark. Bei der Premierministerin mag das auch deshalb besonders ausgeprägt sein, weil ihre Mutter, wie sie in ihrem Buch „Ich bin Giorgia“ und in unzähligen Interviews erzählt, sie und ihre Schwester allein groß gezogen hat, und trotz der nicht immer einfachen Umstände mit Erfolg, wie sich angesichts der Lebensläufe ihrer beiden Mädchen zeigt. Weiter heißt es, dass Meloni äußerst argwöhnisch ist, und wirklich nur ganz wenigen und sehr, sehr Nahestehenden vertraut. Ihre Schwester steht da auf Platz Nummer 1.
Hohes Vertrauen
Jetzt sind es also drei miteinander Verwandte, die auf höherer Ebene in der italienischen Politik mitmischen. Neben den Meloni Schwestern gibt es auch den Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida. Er ist Ariannas Mann.
Wobei wahrheitsgetreu hinzugefügt werden muss, dass sein Ministerposten nichts mit der Gunst der Stunde zu tun hat, einmal abgesehen davon, dass Meloni auch ihrem Schwager absolut vertraut. Lollobrigida ist mit der Politik großgeworden und war schon dabei sich seine politische Laufbahn aufzubauen, als er Arianna kennenlernte.
Wenn die Premierministerin etwas wirklich kann, dann ist es abwarten. Bewiesen hat sie es mehrmals in den letzten Jahren, als ihre Partei fast als einzige auf den Oppositionsbänken saß. Schon zu Jahresbeginn schrieb die Wochenzeitung „L’Espresso“, jetzt wo sich Giorgia nicht mehr unbeschränkt der Führung der Partei widmen kann, sollte man ihre Schwester Arianna im Auge behalten. Diese hatte nach zwanzig Jahren befristeten Verträgen, Ende 2022 ihre Arbeit mit der Regionalverwaltung des Latiums beendet.
Wirbel um Mann
Jetzt ist die Schwester offiziell für die Mitgliederwerbung verantwortlich, könnte aber gleichzeitig und auch im Hinblick auf die EU-Parlamentswahlen, bedeckte Lenkerin in Giorgias Namen sein. Und zu guter Letzt ist da noch der Lebensgefährte der Premierministerin und Vater der gemeinsamen Tochter Ginevra, Andrea Giambruno. Er ist TV-Journalist und hat vor ein paar Tagen mit seiner Stellungnahme zu den sich jüngst häufenden Vergewaltigungsmeldungen einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Er meinte nämlich: „Natürlich hat man das Recht sich zu betrinken, vermeidet man das aber und bleibt bei Sinnen, dann rutscht man wahrscheinlich auch nicht in gewisse problematische Situationen. Wenn nicht, besteht das Risiko dem Wolf wirklich zu begegnen.“
Kommentare