Schwere Schlappe für Grillo

Leader of the anti-establishment 5-Star Movement Beppe Grillo gestures during a news conference in Rome April 21, 2013. Grillo led protests in Rome criticising re-election of President Giorgio Napolitano as a desperate attempt by the political establishment to retain power. REUTERS/Remo Casilli ( ITALY - Tags: POLITICS ELECTIONS CIVIL UNREST)
Die Regionalwahlen wurden für die „Grillini“ zum Fiasko – klarer Sieger ist die Linke.

Ob in Rom, Brescia oder Siena: Deutlicher Verlierer bei den Kommunalwahlen ist die Fünf-Sterne-Protestbewegung (M5S) von Komiker Beppe Grillo. In keiner Stadt oder Gemeinde schaffte es ein M5S-Kandidat auch nur bis zur Stichwahl. Nur drei Monate nach dem Überraschungserfolg bei den Parlamentswahlen kam es ebenso unerwartet zum „totalen Flop“ (La Repubblica).

Die „Grillo-Parlamentarier“ wurden von ihrem Chef in Genua angewiesen, keine emotionalen Stellungnahmen zur Wahlschlappe abzugeben. Der M5S-Kandidat in Rom, Anwalt Marcello De Vito, gibt den Medien die Schuld an der Niederlage: „Sowohl Zeitungen als auch Fernsehen haben uns nur sehr wenig Platz eingeräumt.“ Die „Grillini“ von der Basis taten auf der Webseite beppegrillo.it ihren Unmut kund und sparten auch nicht mit Kritik am „Führer Grillo“, der für sein autoritäres Auftreten berüchtigt ist.

Sichtlich erleichtert über den Linksruck, der von Norden bis Süden durch das Land ging, ist man in der römischen Parteizentrale der Demokratischen Partei (PD). „Ein deutliches Signal für einen Aufschwung“, kommentierte der neue PD-Chef Guglielmo Epifani. In allen 15 Provinzhauptstädten und auch in der Hauptstadt liegen die Mitte-links-Kandidaten vorne. In Rom geht PD-Bürgermeisterkandidat Ignazio Marino mit 42 Prozent als stärkster Bewerber in die Stichwahlen am 9. und 10. Juni. „In Rom ist klar der Wunsch nach Veränderung zu spüren“, freut sich der ehemalige Chirurg Marino. Der bisherige rechte Bürgermeister Gianni Alemanno blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Das Fußball-Derby am Sonntag in Rom habe die Wähler abgelenkt. „Dennoch, die Partie bleibt offen und wird in zwei Wochen entschieden“, gibt Alemanno die Hoffnung nicht auf.

Durchmarsch der PD

In Vicenza, Pisa, Masa, Isernia und Sondrio wurden die linken Bürgermeisterkandidaten im ersten Wahlgang bestätigt. Eine Ablöse durch die Linken zeichnet sich auch in Treviso ab, das zwanzig Jahre von der rechtspopulistischen Lega Nord regiert worden war. PD-Kandidat Manildo schaffte in der nord­italienischen rechten Hochburg einen klaren Vorsprung gegenüber dem bisherigen Lega-Bürgermeister Gentilini. Dieser ließ immer wieder mit ausländerfeindlichen Parolen und Sagern über die „Gefährdung der venezianischen Rasse“ aufhorchen.

Überraschend war auch der starke Zuspruch für PD-Kandidat Bruno Valentini in Siena. Die toskanische Stadt geriet durch den Skandal um ihre Traditionsbank Monte dei Paschi, die lange Zeit von den Linken beherrscht wurde, in Turbulenzen. Sorge bereitet Politologen die rekordverdächtig niedrige Wahlbeteiligung: „Die große Abstinenz ist ein Zeichen einer Kluft zwischen Bürgern und Politikern.“ Landesweit machten nur knapp 63 Prozent der Stimmberechtigten von ihrem Wahlrecht Gebrauch. In Rom ging überhaupt nur jeder zweite zur Urne. „Das ist der Preis für das Chaos der vergangenen Monate. Die Institutionen schaffen es nicht, konkrete Antworten auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zu geben“, sagte Latiums Regionalpräsident Nicola Zingaretti.

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