Warum Schottlands wichtigster Stein jetzt bei Charles’ Krönung im Weg liegt

Camilla und Charles
Heftige Debatte um „Stone of Scone“ ausgebrochen: Schottische Nationalisten gegen Transport nach London zu Zeremonie im Mai

Es macht schon einige Mühe, eine Zeremonie, die zum letzten Mal vor 70 Jahren – und unter ziemlich anderen Umständen – stattgefunden hat, zeitgemäß zu organisieren. Die für 6. Mai geplante Krönung von Charles III. – nach der seiner Mutter Elizabeth – stößt wiederholt auf protokollarische Stolpersteine. Und das ist in diesem Fall sogar wörtlich gemeint.

Zuletzt war es ein aus Indien stammender Edelstein, den die Regierung in Delhi keineswegs auf der Krone von Königin Camilla bei der Zeremonie sehen wollte. Das Stück sei ein Symbol des Kolonialismus. Also wird man sich mit einer uralten Hauskrone behelfen müssen, die ohne derartige kolonialen Erinnerungsstücke auskommt.

Jetzt melden sich Schottlands Nationalisten mit einem ähnlich schwerwiegenden Einwand zurück.

Auf dem sogenannten „Stone of Scone“ wurden seit dem Mittelalter schottische Könige gekrönt. Nach einer für viele Schotten bis heute schmerzlichen Niederlage gegen England im 13. Jahrhundert, wanderte der Stein unter den Thron des englischen Königs.

Warum Schottlands wichtigster Stein jetzt bei Charles’ Krönung im Weg liegt

Derzeit ohne schottischen Stein, der englische Königsthron

 

Erst 1996, als Schottland ein eigenes Parlament und mehr Autonomierechte zugestanden bekam, wurde auch der Block aus rotem Sandstein nach Edinburgh zurückgebracht und lagert dort seither neben den schottischen Kronjuwelen.

Stein kommt nach London

Zur Krönung von Charles soll der Stein nach London gebracht werden. Schließlich sind die Windsors, ungeachtet aller schottischen Autonomie-Bestrebungen, weiterhin auch schottische Könige.

Der Krönungsstein solle nicht nach London, sagte die Nationalistin Ash Regan. Sie ist eine von drei Bewerberinnen um die Nachfolge der schottischen Regierungschefin Nicola Sturgeon. Der Stein müsse an seinem „rechtmäßigen Platz“ bleiben.

"Symbol unseres nationalen Erbes"

„Ich schätze die Tradition, den Stein des Schicksals in der Krönung zu verwenden, aber ich glaube, er sollte in Schottland bleiben als altes Symbol unseres nationalen Erbes“, sagte Regan von der Nationalpartei (SNP) der Zeitung Scottish Mail on Sunday. Möglich sei aber ein Kompromiss: Demnach könne der Teil der Krönung, für den der Stein notwendig ist, in Schottland erfolgen. „Dies wäre eine passende Hommage an die Bedeutung des Steins in der schottischen Geschichte und würde dennoch die Traditionen des Vereinigten Königreichs wahren“, sagte Regan mit Blick auf die historische Union der Königreiche England und Schottland.

 

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