Fico an Schüler: "Wenn ihr für Ukraine-Krieg seid, dann geht doch dorthin"

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Eklat bei Vortrag des slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico vor Schülern in Poprad.

Bei einem Vortrag des slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico vor Gymnasiasten ist es am Freitag zu einem Eklat gekommen. Rund drei Dutzend Schüler standen mitten in seiner Rede im Bezirksamt von Poprad auf. Sie verließen die Veranstaltung vorzeitig und rasselten dabei mit ihren Schlüsseln, wie auf einem Video, das von der Zeitung Dennik N verbreitet wurde, zu sehen ist. 

Fico hatte den Schülern gesagt, sie sollten doch in der Ukraine kämpfen.

Der russlandfreundliche Linksnationalist Fico hatte in seiner Rede davon gesprochen, dass die EU 140 Millionen Euro für die Fortsetzung des Krieges in der Ukraine bereitstellen werde. Es kam zu etwas Unruhe und Murmeln im Saal, woraufhin der Premierminister sagte: "Wenn ihr in euren schwarzen T-Shirts solche Helden seid und so sehr für diesen Krieg seid, dann geht doch dorthin." Etwa 30 Schüler standen auf und gingen aus dem Raum. Einige hielten dabei die ukrainische Flagge hoch. Mit dem Schlüsselrasseln spielten sie auf die Proteste im November 1989 zum Sturz des kommunistischen Regimes in der damaligen Tschechoslowakei an. Damals klimperten die Demonstranten ebenfalls mit ihren Schlüsseln.

Kritik an Fico

Rund hundert Schüler aus drei örtlichen Sekundarschulen hatten an der Veranstaltung in der ostslowakischen Stadt Poprad teilgenommen. Fico hatte mit den künftigen Jungwählern über Außenpolitik sprechen wollen. "Robert Fico war aggressiv und arrogant. Er war arrogant uns gegenüber", sagte die 19-jährige Sarah W. gegenüber dem Sender TA3, wie die tschechische Nachrichtenagentur ČTK meldete. "Fico benahm sich wie ein Diktator. Die Studenten zeigten ihm, dass sie keine Angst vor ihm haben", schrieb die stärkste Oppositionspartei, Progressive Slowakei, in einer Erklärung. "Heute wurde bestätigt, dass Robert Fico Studenten verachtet ... und darüber hinaus wie ein kommunistischer Bonze nach Poprad geflogen ist", erklärte Ex-Premier Igor Matovič.

Fico selbst teilte das Video von dem Vorfall in Onlinemedien. Der Ministerpräsident schrieb auf Facebook in Großbuchstaben: "Als sie die Möglichkeit hatten, zu diskutieren, gingen sie". Fico ergänzte: "Aber es kamen andere, die bereit waren, zu diskutieren und andere Meinungen zu respektieren, denn ohne sie gibt es keine freie Diskussion und ohne freie Diskussion gibt es keine Demokratie."

Kreidebotschaften in Poprad und anderen Städten

Das Treffen mit Fico hätte ursprünglich vergangene Woche in einem Gymnasium in Poprad stattfinden sollen, wurde jedoch verschoben. Fico begründete seine Absage mit beruflichen Verpflichtungen. Zuvor waren regierungskritische Kreidebotschaften auf dem Gehsteig in Poprad entdeckt worden. Ein 19-jähriger namens Michal wurde ausgeforscht und von der Schulleiterin den Behörden gemeldet, er hatte Slogans gegen Fico geschrieben, darunter auch eine diffamierende Botschaft ("Wie schmeckt Putins Schw***?"). Die Polizei nahm ihn zur Befragung fest, ließ ihn aber wieder frei.

Die Aufregung war groß. Schüler beschimpften die Schulleiterin. Ein Regierungsbeamter wiederum verglich Michal mit dem Attentäter, der Fico im Jahr 2024 mit mehreren Kugeln niedergeschossen hatte. "Michals Kreideprotest hat nun Menschen in ganz Slowakei dazu inspiriert, ihre eigenen 'Kreidebotschaften' für Fico zu hinterlassen", berichtete die Zeitung "The Slovak Spectator".

Menschen sowie einige Politiker begannen, an öffentlichen Orten im ganzen Land verschiedene kritische Botschaften an Fico mit Kreide zu schreiben und sie in sozialen Netzwerken zu posten. Es ist bereits von einer "Kreide-Revolution" die Rede. In Bratislava tauchten Kreideinschriften vor den Gebäuden der Comenius-Universität auf. Slogans wie "Fico hat Angst vor Studenten" oder "Große Jungs haben keine Angst vor Kreide" gab es laut dem Fernsehsender TA3 auch in Žilina, Košice, Nitra und kleineren slowakischen Städten.

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