Prusten statt Pillen: England testet Comedy auf Rezept

Ein Mann und eine Frau lachen gemeinsam im Dunkeln.
Eine Pilotstudie untersucht, ob der Besuch von Comedy-Shows die Einnahme von Antidepressiva ersetzen könnte. Im vergangenen Finanzjahr wurden im Land 89 Millionen Stimmungsaufheller verschrieben.

Britischer Humor liegt im Trend. Die oft schrägen, mal ironischen und teils absurden Momente in Comedy-Serien wie „Sex Education“, „Fleabag“ oder „After Life“ sind laut einer Studie des Kings College der Hauptgrund, warum junge Europäer englische Serien konsumieren. 

Auch Stand-Up-Comedy gewinnt im Land an Bedeutung: Laut der Brunel Universität London trägt der Live-Comedy-Sektor nun jährlich mehr als 1,2 Milliarden Euro zur britischen Wirtschaft bei – und ist erstmals mit der Musik- oder Theaterindustrie vergleichbar.

Nun könnte Comedy in Großbritannien sogar vom Arzt verschrieben werden. Eine aktuelle Pilotstudie untersucht, ob „Comedy auf Rezept“ eine wirksame Alternative zu Antidepressiva sein könnte, um die psychische Gesundheit der Menschen zu verbessern. 

Dass Lachen Stresshormone wie Cortisol abbaut und die Wirkung von Wohlfühlchemikalien wie Dopamin, Serotonin und Endorphinen steigert, ist wissenschaftlich bewiesen. 

Eine Gruppe von Menschen schaut lachend einen Film im Kino.

Lachen als Medizin

Konkret hat das Unternehmen Craic Health einen Zuschuss für sein „soziales Verschreibungsprogramm“ erhalten. Mit dem Fördergeld ermöglicht es Menschen, die einsam, isoliert und schutzbedürftig sind, die Teilnahme an speziell kuratierten Stand-up-Shows oder Comedy-Workshops. 

Craic Health hofft, dass Lachen künftig dazu beitragen kann, die Kosten für psychische Erkrankungen in England zu senken. 

Verschiedene Tabletten und Kapseln in Blisterverpackungen liegen übereinander.

Der Bedarf dafür ist vorhanden. Im Wirtschaftsjahr 2023/24 hat der Gesundheitsdienst NHS  89 Millionen Antidepressiva verschrieben, 3,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Allein im letzten Quartal 2024 hat das dem Staat 66 Millionen Pfund gekostet.

Dabei würde „die zunehmende Verschreibung von Antidepressiva (…) nicht mit einer Verbesserung der psychischen Gesundheit der Bevölkerung einher“ gehen, argumentierte die  medizinische NGO Beyond Pills in einem offenen Brief ans Parlament. Vielmehr verschlechtere sich der Gesundheitszustand bei zunehmender Einnahme oftmals.

Soziale Verschreibungen

Das neue Comedy-Projekt erhält auch Unterstützung aus dem Unterhaus.  Der

Abgeordnete Arzt Simon Opher hat das Konzept der „sozialen Verschreibungen in seinem Wahlkreis in Gloucestershire etabliert: „Ich habe mich vor allem darauf spezialisiert, die Künste zu nutzen, um Menschen zu helfen, gesund zu werden“, sagte er zu Sky News. Das könnte Poesie, bildende Kunst, Theater aber auch Gartenarbeit sein. „Aber nun probieren wir erstmals Comedy - und das ist das spannend.“

Das Thema hat Relevanz: Die WHO hat prognostiziert, dass psychische Probleme – insbesondere Depressionen – bis zum Jahr 2030 weltweit die Hauptursache für Krankheiten und frühzeitigen Tod sein wird. 

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