Prozess gegen Bo Xilai in Endphase

Die Verhandlung ist beendet, der Ex-Politiker darf nicht auf Gnade hoffen.

Das Aufsehen erregende Verfahren gegen den einst so einflussreichen "Prinzling" Bo Xilai geht dem Ende zu. Am Montag, dem fünften Prozesstag im Blitzverfahren wegen Korruption, Amtsmissbrauchs und Veruntreuung, führte die Staatsanwaltschaft ihre Plädoyers aus. Die Staatsanwaltschaft bezeichnete die Bo zur Last gelegten Verbrechen als "äußerst schwerwiegend". Es seien zudem "keine mildernden Umstände, die eine Strafmilderung rechtfertigen würden", erkennbar, hieß es in Mitschriften des Gerichts. Wenn vor chinesischen Gerichten von besonders schweren Vergehen die Rede ist, sind damit nicht selten Todesurteile verbunden.

Die Todesstrafe könnte auch dem ehemaligen Spitzenfunktionär drohen. Ein Urteil wird im September erwartet. Dem früheren Parteichef der Millionenmetropole Chongqing wird vorgeworfen, sich bereichert zu haben und den Mord an einem befreundeten britischen Geschäftsmann, für den Bos Ehefrau Gu Kailai bereits verurteilt ist, vertuscht zu haben. Überraschend vehement hatte sich Bo Xilai vor Gericht verteidigt und sich gegen die Vorwürfe gewehrt. Seine Frau Gu, die ihn vor Gericht belastet hatte, nannte er "verrückt".

Ein Mann in Unterwäsche steht auf einer Mauer und hält Papiere in der Hand, während Polizisten zusehen.

A petitioner lifts his shirt as he holds papers at
Chinesische Polizisten führen eine ältere Frau ab, während umstehende Personen zusehen.

Policemen remove a petitioner outside a court wher
Ein Mann mit heruntergelassenen Hosen steht auf einem Sockel neben einer Ampel.

A petitioner, with his pants removed, balances him
Eine Gruppe von Menschen fotografiert ein Porträt von Mao Zedong.

CHINA BO XILAI TRIAL

"Voll von Lügen"

Den Hauptbelastungszeugen, der die Affäre ins Rollen gebracht hatte, attackierte Bo scharf: Der Polizeichef von Chongqing, Wang Lijun, hatte seinem Chef Bo Anfang 2012 vom Mordverdacht gegen dessen Frau erzählt. Als Bo ihn nicht ernst nahm, und stattdessen ins Gesicht schlug, flüchtete Wang in ein US-Konsulat und packte aus.

Soweit hätte es nicht kommen dürfen, gestand Bo Xilai vor Gericht ein. Doch die Darstellungen seines ehemals engen Vertrauten Wang seien "voll von Lügen". "Seinen Aussagen darf überhaupt kein Vertrauen geschenkt werden", forderte der 64-Jährige. Er schäme sich zwar, so Bo, doch entgegen des Vorwurfs von Wang habe er nicht geholfen, den Mord zu vertuschen. Wangs Schritt, überzulaufen, habe andere Gründe: Wang habe eine Affäre mit Gu Kailai gehabt und die Kontrolle über sich selbst verloren, berichtete Bo. "Er kennt meinen Charakter. Er ist in meine Familie eingedrungen, in meine grundlegenden Gefühle. Das ist der whare Grund für seinen Treuebruch", zitiert der Guardian kryptisch aus den Protokollen.

Der "Super-Bulle" Wang Lijun war vergangenes Jahr wegen Korruption, Fahnenflucht und Amtsmissbrauchs zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Gu Kailai bekam wegen Mordes im August 2012 eine Todesstrafe auf Bewährung.

Auch die Korruptionsvorwürfe stritt Bo ab, doch räumte er teilweise seine Verantwortung für unterschlagene Gelder ein. Seine Frau sei für verschwundene fünf Millionen Yuan (611.418,86 Euro) für ein Bauprojekt verantwortlich. Trotzdem liege auch bei ihm selbst eine Verantwortung. Er hätte sich besser um den Verbleib des Geldes kümmern müssen. "Ich war zu sorglos. Das waren schließlich Staatsgelder", räumte Bo ein.

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