Protestwelle im Osten Russlands reißt nicht ab

Moskau.
Demonstrationen gegen die Inhaftierung des Ex-Gouverneurs von Chabarowsk

Tausende Menschen haben am sechsten Samstag in Folge im äußersten Osten Russlands gegen die Inhaftierung des Ex-Gouverneurs von Chabarowsk demonstriert.

Auf Videos war zu sehen, wie die Menschenmenge mit Plakaten und Fahnen durch die Straßen der Stadt nahe der Pazifikküste zog. Die Stadtverwaltung sprach von mehr als 2.000 Demonstranten, Beobachter gingen aber von weit mehr aus. Die Menschen kritisierten abermals den Einfluss Moskaus auf die Region, die etwa 6.000 Kilometer von der Hauptstadt entfernt liegt.

Der frühere Gouverneur Sergej Furgal war vor mehr als einen Monat festgenommen worden. Er sitzt in Moskau in Untersuchungshaft. Die Ermittler werfen ihm vor, er habe als Geschäftsmann vor 15 Jahren zwei Morde in Auftrag gegeben. In einem weiteren Fall sei es bei versuchtem Mord geblieben. Der 50-Jährige bestritt die Vorwürfe.

Gegner des Kreml-Kandidaten

Furgal gehört der Liberaldemokratischen Partei (LDPR) des Ultranationalisten Wladimir Schirinowski an. Er hatte sich bei der Wahl vor zwei Jahren gegen den Kandidaten des Kremls durchgesetzt. Präsident Wladimir Putin hat Furgal mittlerweile entlassen.

In Chabarowsk kommt es jeden Tag zu Kundgebungen. Festnahmen gab es bisher nur vereinzelt. Teilnehmer beklagten zuletzt aber, dass die Polizei zunehmend härter durchgreift. Am Samstag berichtete das Team des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny bei Twitter, dass einer der Organisatoren in Polizeigewahrsam gekommen sei.

Die Menschen riefen erneut "Furgal ist unsere Wahl" und "So lange wir vereint sind, sind wir unbesiegbar", wie die lokale Nachrichtenseite DVHab.ru berichtete. Sie forderten, dass Furgal in Chabarowsk vor Gericht gestellt werden solle und nicht in Moskau. Sie zeigten sich auch solidarisch mit den Demonstranten in Belarus (Weißrussland), wo es seit mehreren Tagen zu Massenprotesten kommt.

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