Polen: Kirche gegen "kranken Nationalismus"

In Polen verstärken sich die Proteste gegen die neue Rechtsregierung.
Führender Bischof attackiert flüchtlingsfeindliche Haltung der Rechtsregierung.

Der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, hat angesichts des Streits um die Aufnahme von Flüchtlingen "kranken Nationalismus" angeprangert. Die Liebe zum eigenen Land dürfe sich nicht in Fremdenhass ausdrücken, betonte der Bischof einem Bericht des Fernsehsenders TVP zufolge bei einem Treffen mit in Polen lebenden Ausländern.

Es war das erste Mal, dass ein Vertreter des polnischen Episkopats bei diesem Thema so scharf Stellung bezog. Gadecki appellierte zugleich an die Gemeinden in seinem Bistum im westpolnischen Posen, Flüchtlinge aufzunehmen. Im katholischen Polen hat die Kirchen eine besonders bedeutende Stellung in der Gesellschaft.

In Polen wird die Aufnahme von Flüchtlingen vor allem aus arabischen Staaten kontrovers diskutiert. Die nationalkonservative Regierungschefin Beata Szydlo hat angekündigt, Polen könne in diesem Jahr 400 Flüchtlinge aufnehmen.

Unterstützung aus Prag

Unterstützung für die harte Haltung der Warschauer Regierung kommt dagegen aus anderen ehemaligen Staaten des Warschauer Paktes. Nachdem Ungarns Regierungschef Viktor Orban bereits mehrfach betont hat, dass die Kritik an Polen unzulässig sei, meldet sich auch Prag immer deutlicher zu Wort. In der Diskussion über den Umgang mit rechtsstaatlichen Grundsätzen in Polen hat Außenminister Lubomir Zaoralek zur Zurückhaltung aufgerufen. "Jetzt zu urteilen, dass in Polen die Freiheit in Gefahr sei, ist verfrüht", sagte der Sozialdemokrat am Montag im tschechischen Fernsehen CT.

In jedem Land gebe es andere Herangehensweisen, etwa in der Medienpolitik, betonte Zaoralek. Zudem handle die neue nationalkonservative Regierung von Beata Szydlo selbst in dem Glauben, die europäischen Werte zu verteidigen. "Wir dürfen niemandem sagen, dass er nicht zu Europa gehört", forderte der 59-Jährige.

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