Grenze zu Russland: Polen verlegt Minen, Estland baut Bunker
Zusammenfassung
- Polen plant, zur Grenzsicherung mit Russland und Belarus wieder Antipersonenminen zu produzieren und prüft eine Lieferung an die Ukraine.
- Die Minenproduktion soll Teil des Verteidigungsprojekts "Ost-Schild" sein, während auch baltische Staaten wie Estland ihre Grenzen mit Bunkern und Barrieren sichern.
- Polen und mehrere Nachbarländer leiten den Austritt aus der Ottawa-Konvention ein, um sich angesichts der Bedrohung durch Russland besser verteidigen zu können.
Polen will erstmals seit dem Kalten Krieg wieder Antipersonenminen herstellen und damit seine Grenze zu Belarus und Russland sichern. Es werde auch erwogen, solche Minen an die Ukraine zu liefern, sagte der stellvertretende Verteidigungsminister Pawel Zalewski der Nachrichtenagentur Reuters. Die Minen sollen Teil des Verteidigungsprojekts "Ost-Schild" sein, mit dem die 800 Kilometer lange Ostgrenze Polens befestigt werden soll.
In Estland haben indes die vorbereitenden Arbeiten für den Bau der ersten fünf Bunker begonnen, mit denen das baltische EU- und NATO-Land seine Grenze zu Russland gegen mögliche Angriffe sichern will.
Bis zu 1,2 Millionen Minen pro Jahr
Herstellen soll die Minen die staatliche polnische Rüstungsfirma Belma. Deren Chef Jaroslaw Zakrzewski sagte, er rechne mit einem Bedarf von fünf bis sechs Millionen Stück. Das Unternehmen könne die Produktion von derzeit etwa 100.000 auf bis zu 1,2 Millionen Minen pro Jahr steigern. Einen offiziellen Auftrag des Ministeriums gebe es aber noch nicht.
Minister Zalewski sagte, er würde einen Produktionsbeginn im kommenden Jahr sehr begrüßen. Dem Außenministerium zufolge könnte die Herstellung beginnen, sobald die sechsmonatige Rückzugsfrist aus dem Abkommen am 20. Februar 2026 abgelaufen ist.
Auch Lieferung von Minen an die Ukraine möglich
Zalewski sagte, die Ukraine sei wichtig, weil die europäische und polnische Sicherheitslinie an der russisch-ukrainischen Front verlaufe. Daher werde eine Lieferung von Minen auch an die Regierung in Kiew erwogen. Polens eigener Bedarf habe aber Vorrang. Sei dieser gedeckt und es könne mehr produziert werden, könne an Verbündete geliefert werden. Belma-Chef Zakrzewski sagte, auch die baltischen Staaten hätten bereits Interesse an Antipersonenminen geäußert.
Hintergrund der polnischen Pläne sind wachsende Sorgen vor einer Bedrohung durch Russland seit dessen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022. Polen hatte im August seinen Austritt aus der Ottawa-Konvention zum weltweiten Verbot von Antipersonenminen eingeleitet. Fast alle europäischen Anrainerstaaten Russlands haben angekündigt, die Ottawa-Konvention zu verlassen. Auch Litauen und Finnland wollen im kommenden Jahr mit der Produktion von Antipersonenminen beginnen.
Die Ukraine hat ihren Austritt aus dem Abkommen von 1997 angekündigt, um sich besser gegen Russland verteidigen zu können. Russland selbst hat den Vertrag ebenso wie die USA und China nicht unterzeichnet. Polen hatte die Produktion von Antipersonenminen Mitte der 1980er Jahre eingestellt.
Insgesamt 600 Bunker
Auch Estland will - wie auch seine Nachbarn Lettland und Litauen - seine Grenzen zu Russland mit Verteidigungsanlagen und physischen Barrieren gegen mögliche Angriffe sichern. Der Bau von Bunkern dient der Schaffung der baltischen Verteidigungslinie, mit der sich die drei Länder gegen mögliche Angriffe schützen wollen.
In den kommenden Monaten sollen 23 weitere Schutzräume eingerichtet werden, wie das Estnische Zentrum für Verteidigungsinvestitionen in Tallinn mitteilte.
Insgesamt sollen bis Ende 2027 bis zu 600 Bunker im Nordosten und Südosten Estlands gebaut werden, die demnach in erster Linie dem Schutz von Soldaten vor direkten Treffern durch 152-Millimeter-Artilleriegranaten dienen sollen. Auch soll bald mit dem Ausheben eines 3,4 Kilometer langen Panzergrabens begonnen werden, hieß es in der Mitteilung.
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