In Augenzeugenvideos sieht man, wie Menschen vor Schüssen weglaufen und Verletzte in Sicherheit bringen. Die Bevölkerung hat nichts als Steine, um sich zu wehren – und geht trotzdem auf die Straße. Manche haben sich zum Schutz einen Kochtopf auf den Kopf gebunden. Zuletzt gab es sogar Berichte über den Einsatz eines Nervengases in kurdischen Städten.
Propaganda
Das Mullah-Regime skandiert unterdessen weiter, dass die Aufstände vom Ausland von den USA bis Israel gesteuert werden und stellt die Islamische Republik als Opfer dar. Als Verteidigungsangriff werden so auch Attacken auf kurdische Stellungen im Nordirak gerechtfertigt, denen vorgeworfen wird, Proteste zu unterstützen. Brandanschläge auf öffentliche Einrichtungen wie Stützpunkte der als Basiji bekannten Hilfspolizei oder auf religiöse Ausbildungszentren werden als Akte von Terrorgruppen klassifiziert.
Hier Bilder vom Brandanschlag auf das Geburtshaus von Ayatollah Khomeini, dem politischen und geistlichen Führer der Islamischen Revolution 1979:
Prominente Unterstützer der Aufstände wie Schauspielerinnen, Abgeordnete oder ein Fußballtrainer wurden inzwischen zu Verhören vorgeladen. Ihnen drohen beim Vorwurf der westlichen Verschwörung Berufsverbote und langjährige Haftstrafen.
Uran-Anreicherung
Als Antwort auf die internationale Kritik am gewalttätigen Vorgehen des Regimes lassen die Mullahs nun ihre Muskeln spielen und lancieren Berichte, wonach im Iran gerade Uran auf einen Reinheitsgrad von 60 Prozent angereichert wird – weit über der Obergrenze von 3,67 Prozent, die im Atomabkommen von 2015 festgelegt wurde. Für Atomwaffen muss der radioaktive Stoff auf 90 Prozent angereichert werden. Zuletzt hatten mehrere Länder von den USA über Frankreich bis Deutschland signalisiert, dass die Atomverhandlungen angesichts der aktuellen Lage vorerst nicht weiterverfolgt werden.
Im Landesinneren legen inzwischen immer mehr Menschen ihre Arbeit nieder. Am Dienstag etwa viele Erdölarbeiter, Lkw-Fahrer und die Mitarbeiter eines großen Automobil-Herstellers. Das Geschäftsleben steht seit Tagen quasi still.
Am Donnerstag findet zur Lage im Iran eine Sondersitzung des UNO-Menschenrechtsrats in Genf statt. Die Länder haben eine Resolution eingereicht, in der die Einrichtung einer Kommission zur näheren Untersuchung der Lage gefordert wird. Darüber sollen die 47 Mitgliedsländer des Rates abstimmen.
Kommentare