Panne mit Merkel-Jet: Experte ortet "Systemfehler"
Flugzeuge sind hochkomplexe Maschinen. Jedes System ist doppelt abgesichert, man nennt das in der Fachsprache Redundanz. Fällt irgendetwas aus, dann ist immer Ersatz vorhanden. Deshalb stürzen auch wenige Jets tatsächlich ab, selbst wenn es in der Luft zu gröberen technischen Problemen kommt.
Dass es ausgerechnet bei der deutschen Staatsmaschine „Konrad Adenauer“ anders sein soll, das findet Hellfried Aubauer „merkwürdig“. Er ist Flugkapitän, Unfallsachverständiger und flog einst Österreichs Kanzler Bruno Kreisky durch die Welt. Wenn die offiziell genannte Version stimmt, dann deute viel auf einen möglichen Systemfehler des Airbus A340-300 hin, meint einer der führenden Luftfahrt-Experten des Landes.
Notfallcode 7600
Fest steht, dass die Konrad Adenauer am Donnerstagabend in Berlin abgehoben ist. Über dem niederländischen Luftraum fiel eine Verteilerbox aus. Diese ist für die Notversorgung des Stroms zuständig – vom Funkverkehr bis zum Treibstoffablass. Mehrere Anzeigen fielen aus, ein redundantes System gab es offenbar nicht mehr. Die Crew sendete den Notfallcode 7600 (Funkausfall).
Die Bundeskanzlerin wurde aus dem Gespräch mit einem Journalisten geholt und über die Lage informiert. „Es ist nicht so, dass ein Flugzeug einfach umdrehen kann“, erklärt Aubauer. „Ein derartige Fall ist eine beliebte Frage bei der Pilotenausbildung: Was machen Sie, wenn Sie nach Moskau fliegen und in Polen fällt der Funk aus.“ Zunächst wird auf Sichtflug umgestellt und wenn dies wie in diesem Fall wegen der Nacht nicht geht, muss dem Flugplan gefolgt werden. Offenbar griffen die Piloten zum eingebauten Satellitentelefon und holten sich dort die Erlaubnis für die Umkehr.
„So ein Vorfall ist jedenfalls extrem gefährlich“, betont Aubauer.
Nach rund einer Stunde setzte der Flieger mit Merkel auf dem Kölner Flughafen auf. Da kein Treibstoff abgelassen wurde, war das Gewicht so hoch, dass die Bremsen heiß liefen. Zunächst geäußerte Vermutungen nach einem möglich Sabotageakt wurden nach einigen Stunden dementiert. Die Pannenserie nimmt jedenfalls kein Ende, in den vergangenen zwei Jahren sind bereits 16 Flüge der Flugbereitschaft der Bundeswehr ausgefallen. Zuletzt hatten Ratten Kabel angebissen.
Merkel ließ jedenfalls einen Großteil ihrer Entourage (darunter ihren Ehemann) und die Journalisten in Köln zurück. Mit einer kleinen Delegation flog sie nach Madrid und von dort mit Iberia nach Buenos Aires zum G-20-Gipfel. Sehr bequem dürfte das für die Bundeskanzlerin nicht gewesen sein, der Jet verfügt über keine Business-Class – es gibt nur Economy und Premium-Economy zur Auswahl. Die Treffen mit US-Präsidenten Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping verpasste sie deshalb allerdings.
Zurück geht es für Merkel dann mit der Ersatzmaschine der Bundeswehr-Flugbereitschaft. Diese konnte zunächst nicht eingesetzt werden, da offenbar keine Crew zur Verfügung stand.
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