Jerusalem: Grünes Licht für umstrittenen Siedlungsbau

Eine Herde Schafe läuft entlang einer Betonmauer in einer städtischen Landschaft.
Stadtverwaltung erteilte Baugenehmigung kurz vor Nahost-Rede des US-Außenministers. Kerry: Zweistaatenlösung einzige Möglichkeit für Frieden in Nahost.

Wenige Tage nach einer UN-Resolution gegen die Siedlungsaktivitäten Israels hat die Stadtverwaltung von Jerusalem laut Aktivisten grünes Licht für einen umstrittenen Siedlungsneubau im Ostteil gegeben. Im palästinensischen Stadtteil Silwan soll nun ein vierstöckiges Gebäude gebaut werden, wie die Nichtregierungsorganisation Ir Amim ("Stadt der Nationen") am Mittwoch mitteilte.

Die Baugenehmigung wurde damit nur wenige Stunden vor einer Rede von US-Außenminister John Kerry zur Nahost-Politik erteilt.

Palästinenser laufen Sturm

Silwan grenzt unmittelbar an die Jerusalemer Altstadt. Das Bauprojekt wurde von Mitgliedern der religiösen nationalistischen Organisation Ateret Cohanim ("Krone der Priester") vorangetrieben. Palästinensische Einwohner Silwans laufen dagegen Sturm, weil sie ihre Verdrängung aus dem Stadtteil befürchten.

Ein anderes Projekt hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu zuvor erst einmal vorübergehend ausgesetzt. Er ließ eine Abstimmung über hunderte neue Siedlerwohnungen im palästinensischen Ost-Jerusalem verschieben, um vor Kerrys Rede die Spannungen mit den USA nicht weiter anzuheizen, wie ein Vertreter des Planungsausschusses von Jerusalem am Mittwoch sagte.

USA legten erstmals seit 1979 kein Veto

Die beiderseitigen Beziehungen sind nach der am Freitag verabschiedeten Resolution des UN-Sicherheitsrats gegen die israelische Siedlungspolitik angespannt. Die USA hatten erstmals seit 1979 nicht von ihrem Vetorecht Gebrauch gemacht, sondern sich der Stimme enthalten. Alle 14 übrigen Sicherheitsratsmitglieder stimmten für die Resolution, die den sofortigen Stopp israelischer Siedlungsaktivitäten im Westjordanland und in Ost-Jerusalem fordert.

Kerry: Zweistaatenlösung

US-Außenminister John Kerry hat am Mittwochnachmittag in einer Rede in Washington seine Überlegungen für einen Frieden im Nahen Osten dargelegt. Eine Zweistaatenlösung ist nach Ansicht des scheidenden US-Außenministers die einzige Möglichkeit, dauerhaft Frieden zwischen Israel und Palästinensern zu schaffen.

Mehr als 630.000 jüdische Siedler

Derzeit leben rund 430.000 jüdische Siedler im besetzten Westjordanland und mehr als 200.000 im von Israel annektierten Ost-Jerusalem. Der israelische Siedlungsbau wird international als eines der größten Hindernisse für eine dauerhafte Friedenslösung im Nahost-Konflikt angesehen.

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