So war die Vernehmung dann überraschend kurz. Der Verdächtige musste nicht einmal singen und war noch in der Nacht wieder auf freiem Fuß. Gerade noch tickende Zeitbombe mutierte er zurück zum Gesangskünstler, dessen Identität streng geheim blieb.
"Jüdische Kinder ermorden"
Der aus der Ukraine stammende Sänger lebt bereits seit Jahren in Italien. Von dort stammt auch der mehr als verdächtige Post. In ihm hieß es unter anderem, „ich werde viele jüdische Kinder ermorden“. Die Algorithmen der Internet-Spürhunde schlugen sofort an.
Doch mit der menschlichen Kontrolle haperte es. Wohl aus Unkenntnis der an Opernhäusern möglichen Intrigen. Ein Unbekannter, der dem Opernhelden nicht hold gesonnen war, hatte den Post ins Netz gesetzt.
Was im Verhör in Minuten feststellbar war, hätte eigentlich auch in einer Voruntersuchung schnell recherchierbar sein müssen. Was sogar einen teuren Sondereinsatz erspart hätte.
Israels Polizei gab ihre Fehleinschätzung lakonisch zu: „Im Laufe der operativen Verhinderungsmaßnahme stellte sich heraus, dass sie offensichtlich auf Irreführung zum Schaden des Verdächtigen beruhte.“
Zur Erinnerung: Noch in der vergangenen Woche kam es in Jerusalem nach Jahren erstmals wieder zu Bombenanschlägen. Ein Doppelanschlag mit einem Toten und über zehn Verletzten. Israels Sicherheitskräfte wollten nur eine Woche später wohl kein Risiko eingehen. Deren digitale Spürmethoden gelten übrigens weltweit als beispielhaft. Noch am Wochenende kamen führende Polizeikräfte aus aller Welt in Israel zusammen, um die Arbeitsweise der israelischen Polizei im Kampf gegen den Terror aus der Nähe kennenzulernen.
Im Gegensatz zu explodierenden Bomben macht die Arbeit der „Nerds am Monitor“ im digitalen Vorfeld des Terrors kaum Schlagzeilen. Doch allein in diesem Jahr konnten sie Hunderte Anschläge verhindern. Soll heißen: Fast täglich werden in Israel durch digitale Voraufklärung blutige Anschläge verhindert.
Kommentare