Offenbar zweiter chinesischer Spionageballon entdeckt

US-Außenminister Blinken
USA behaupten, zweiten Ballon über Lateinamerika gesichtet zu haben. Aus Peking kommen Beschwichtigungen

Die Spannungen zwischen den USA und China wegen des chinesischen Spionageballons über Montana könnten weiter zunehmen. Wie das Pentagon mitteilte, habe man einen zweiten Ballon entdeckt, der über Lateinamerika unterwegs sei. Einen genauen Ort nannte das Verteidigungsministerium nicht. "Wir sind dabei herauszufinden, ob es sich dabei um einen weiteren chinesischen Überwachungsballon handelt", sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryde am Freitagabend (Ortszeit).

Wegen des Ballons im US-amerikanischen Luftraum sind die Beziehungen zwischen den USA und China noch angespannter als ohnehin bereits. Außenminister Antony Blinken hatte seine für Sonntag geplante China-Reise deshalb kurzfristig abgesagt. Blinken nannte den Vorfall "inakzeptabel" und "unverantwortlich".

"Grundlose Spekulationen"

Aus China kommen derweil Beschwichtigungen und Zurückweisungen. Außenpolitiker Wang Yi sagte dem chinesischen Außenministerium zufolge, man akzeptiere keine "grundlosen Spekulationen und Stimmungsmache". Bei dem Ballon habe es sich um einen Wetterballon gehandelt. Er sei durch "höhere Gewalt" in den US-Luftraum eingedrungen. "Durch die Westwinddrift und wegen begrenzter Steuerungsmöglichkeiten ist das Luftschiff weit von der geplanten Route abgekommen", sagte ein Sprecher des Ministeriums. "Einige Politiker und Medien in den USA haben die Situation ausgenutzt, um China anzugreifen und in Verruf zu bringen."

Wegen der Krise im Pazifik, dem Streit um die Inselrepublik Taiwan und dem Krieg in der Ukraine ist das Verhältnis zwischen China und den USA angespannt wie lange nicht. Bei seiner Reise nach Peking hatte Außenminister Blinken auch den chinesischen Präsidenten Xi Jinping treffen wollen. Seine Absage in letzter Minute sorgte daher auch für Kritik. Blinken betonte jedoch, dass man weiter mit China in Kontakt sei. Die diplomatischen Kanäle seien weiter offen. Chinas Handlungen hätten aber den Zweck der Reise unterminiert, die Beziehungen zu China auf ein solideres Fundament zu stellen.

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