Versorgung in Gefahr
Gelangt das Öl ins Rote Meer, wird nicht nur das Ökosystem geschädigt: Auch Millionen Jemeniten sind in Gefahr. Ein Großteil der 33 Millionen Menschen ist von humanitärer Hilfe abhängig, eine Ölpest rund um den wichtigen Hafen von Hodeida würde Nahrungsmittellieferungen über See verunmöglichen. Auch der internationale Schiffverkehr durch den Suezkanal wäre massiv beeinträchtigt.
➤ Wie die Öl-Firma Exxon die Öffentlichkeit hinters Licht führte
Zum Rost, der die „FSO Safer“ zum Brechen bringen könnte, kommt die Gefahr einer Explosion: Eigentlich müsste durch permanentes Einbringen spezieller Chemikalien in die Tanks verhindert werden, dass sich entzündliche Gase bilden. Doch auch das unterblieb in den vergangenen Jahren, weil der aktuelle Besitzer des Schiffs – die staatliche Firma Sepoc – keinen Zugang mehr zum Schiff hat. Es liegt in einem Gebiet, das von den Huthi-Rebellen kontrolliert wird.
Daher kommt nun die UNO ins Spiel, die mit einer niederländischen Spezialfirma die Mammutaufgabe übernommen hat, die „FSO Safer“ zu leeren und zu bergen. Nach anfänglicher Weigerung erklärten sich die Huthi-Rebellen zuletzt bereit, das Projekt nicht zu behindern – verlangten dafür aber einen Ersatztanker, der ebenfalls in den von ihnen kontrollierten Gewässern bleiben sollte. Immerhin wäre das Öl auf der „Safer“ bis zu 90 Millionen Dollar wert, sollte es noch in gutem Zustand sein.
Derzeit sind zwei Schiffe – eines davon der Ersatztanker „Nautica“ – und ein Expertenteam auf dem Weg nach Dschibuti. Von dort aus wird der Einsatz koordiniert, der noch im Mai beginnen soll. Zuerst, so schrieb die Süddeutsche Zeitung, solle der Zustand der „Safer“ geprüft werden, besonders auch die Pipeline, die das Schiff mit dem Festland verbindet. Gibt es grünes Licht, könne damit begonnen werden, eventuell entstandenes Gas abzulassen. Dann werde Öl auf die „Nautica“ gepumpt, das soll knapp drei Wochen dauern.
Kosten in Millionenhöhe
Weil das alles extrem aufwendig und teuer ist – allein die „Nautica“ kostete 55 Millionen Dollar – hat die UNO bereits vor Jahren die internationale Gemeinschaft sowie große Ölkonzerne um Spenden gebeten. Nicht zuletzt wegen der fehlenden Kooperation der Ölkonzerne fehlen von den veranschlagten 148 Millionen Dollar aber nach wie vor 24 Millionen. Zwar ist die Löschung der Ölladung und die Reinigung der „Safer“ gesichert. Die Kosten für die Bergung sind aber noch offen.
Ein weiteres Fragezeichen gibt es mit Blick auf den Ersatztanker. Die Firma, die die „Nautica“ an die UNO verkauft hat, wird das Schiff neun Monate lang betreiben und warten. Wer dann die Verantwortung übernimmt, ist unklar. Nach UN-Einschätzung werde man wohl mit den Rebellen einig werden müssen, damit es in ein paar Jahren nicht erneut ein marodes Schiff im Roten Meer gibt.
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