Netanjahu weist Israels Armee an, Einsatz in Rafah vorzubereiten

Netanjahu weist Israels Armee an, Einsatz in Rafah vorzubereiten
Die Hamas schlägt einen Drei-Stufen-Plan vor. Derweil gehen die heftigen Kämpfe in Khan Younis weiter.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat nach eigenen Worten die israelische Armee angewiesen, einen Einsatz in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens "vorzubereiten". In einer TV-Ansprache sagte Netanjahu Mittwochabend, auf die "bizarren Forderungen" der radikalislamischen Hamas für eine Waffenruhe einzugehen, werde nicht zu einer Rückkehr der Geiseln führen, sondern "nur zu einem weiteren Massaker einladen". Ein Sieg über die Hamas sei "eine Frage von Monaten".

Im Rahmen der Bemühungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen hat US-Außenminister Antony Blinken am Mittwoch in Jerusalem Israels Präsident Yitzhak (Isaac) Herzog und Netanyahu getroffen. Die radikale Palästinenserorganisation Hamas schlägt einem Entwurf zufolge einen dreistufigen Plan für eine Waffenruhe mit Israel vor. Die heftigen Kämpfe im Süden des Gazastreifens gingen unterdessen weiter.

45 Tage dauernde Phase

Die Hamas reagierte mit dem Plan auf die Vermittlungsbemühungen Katars, Ägyptens und der USA. Deren Ziel sei das Ende des Militäreinsatzes Israels, heißt es in dem Entwurf, der der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch vorlag. Zudem sollen Krankenhäuser und Flüchtlingslager im Gazastreifen wiederaufgebaut werden.

Laut dem Entwurf soll es in einer ersten 45 Tage dauernden Phase indirekte Gespräche geben. Die israelischen Truppen sollen aus den besiedelten Gebieten abgezogen werden. Einige zivile Geiseln sollen freigelassen werden, im Gegenzug sollen palästinensische Gefangene aus israelischer Haft entlassen werden. In einer zweiten Phase sollen alle Geiseln freigelassen werden - wiederum im Gegenzug für die Freilassung von Palästinensern - und das israelische Militär soll komplett aus dem Gazastreifen abziehen. In einer dritten, 45 Tage dauernden Phase sollen Tote ausgetauscht werden.

Hamas fordert Freilassung von mehr als 1.500 Häftlingen

Die Hamas fordert laut einem Medienbericht im Gegenzug für die Freilassung weiterer Geiseln die Entlassung von mehr als 1.500 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen. Darunter seien 500 Häftlinge, die zu lebenslangen oder sehr langen Haftstrafen verurteilt worden seien, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Jazeera am Mittwoch. Außerdem sollten alle Frauen, Minderjährigen und älteren Häftlinge freikommen.

Einige der Forderungen der Hamas zu einer Waffenruhe werden einem Medienbericht zufolge von einem hochrangigen israelischen Regierungsvertreter als unannehmbar bezeichnet. Es werde nun diskutiert, ob Israel den Entwurf komplett zurückweisen oder um neue Bedingungen bitten solle, berichtet der Sender Channel 13 TV. Er nennt weder den Namen noch das Amt der Person.

Der katarische Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani hatte am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit Blinken in Doha gesagt, man habe von der Hamas eine "positive" Antwort erhalten. Im Laufe der bisher einzigen Vereinbarung dieser Art hatte Israel im November 240 palästinensische Gefangene, allesamt Frauen und Jugendliche, im Gegenzug für 105 Geiseln der Hamas freigelassen.

Kämpfe in Khan Younis

Die israelische Armee teilte am Mittwoch zu den Kämpfen in Khan Younis mit, es seien "bewaffnete Terrorzellen" ausgeschaltet und zahlreiche Waffen sichergestellt worden. "Israelische Fallschirmtruppen haben in den letzten 24 Stunden in Khan Younis Dutzende von Terroristen getötet", hieß es in der Mitteilung. Das UNO-Nothilfebüro OCHA berichtete in der Nacht auf Mittwoch, es gebe weitere zivile Opfer, Vertreibung der Bevölkerung und Zerstörung ziviler Infrastruktur. Das OCHA berichtete seinerseits von "intensivem israelischem Bombardement aus der Luft, am Boden und von See aus in weiten Teilen des Gazastreifens, vor allem in und um Khan Younis".

Bei einem Vorfall im Westen von Khan Younis seien israelische Soldaten auf drei Bewaffnete getroffen, die sie mit Panzerabwehrraketen beschossen hätten, teilte das Militär weiter mit. In Nahkämpfen seien die drei Männer sowie "mehrere weitere Terroristen getötet" worden.

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