Zwischen Israel und der Hamas
Nach der am Dienstag gescheiterten Waffenruhe im Gazastreifen hat die israelische Armee die Angriffe auf Infrastruktur und Häuser von politischen Führern der radikal-islamischen Hamas verstärkt. Nach Warnungen Israels über weitere Luftangriffe sind mittlerweile Tausende Palästinenser auf der Flucht. Die Zahl der Toten im Gazastreifen ist schon auf mehr als 200 gestiegen. Durch den Raketenbeschuss der Hamas ist nun auch erstmals ein Israeli getötet worden.
Vermittlerrolle
Ägypten hatte die gescheiterte Friedensinitiative am Montagabend vorgelegt – eine Woche nach Beginn der Gaza-Operation. Das zögerliche Verhalten Kairos erklärt sich dadurch, dass dem Land am Nil eine Schwächung der Hamas durchaus gelegen kommt. Die Hamas ist nämlich eine Schwester-Organisation der Muslimbrüder des ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi. Im vergangenen Jahr war Mursi durch einen Militärcoup gestürzt und die Muslimbrüder als Terror-Organisation eingestuft und verboten worden. Seitdem ist auch die Hamas der ägyptischen Regierung ein Dorn im Auge.
Ganz der Verantwortung als Vermittler im Gaza-Konflikt kann sich der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi jedoch nicht entziehen. Die israelischen Gaza-Operationen in 2008/09 und 2012 sind beide durch einen von Ägypten eingeleiteten Waffenstillstand beendet worden. Das Nachbarland befindet sich in der idealen Lage zur Vermittlung, denn es grenzt sowohl an Israel als auch an den Gazastreifen. Dort kontrolliert das ägyptische Militär den Grenzübergang Rafah und damit auch die Passage für Menschen sowie die Ein- und Ausfuhr von Gütern und Geld.
Eine erfolgreiche Vermittlung im Gaza-Konflikt wäre für al-Sisi ein bedeutender politischer Erfolg, so der Nordafrika-Experte Issandr El-Amrani im Gespräch mit dem KURIER. Diesen habe al-Sisi auch dringend notwendig, denn ein Jahr nach dem Sturz Mursis bestehe die Gefahr für Aufstände zahlreicher Muslimbrüder-Anhänger. Außerdem sei die Stabilität auf der Sinai-Halbinsel von der Lage im angrenzenden Gazastreifen abhängig. Auf der Sinai-Halbinsel kommt es immer wieder zu Angriffen durch militante Islamisten.
Zugleich sei es im Interesse Ägyptens, wenn die Macht der Hamas beschränkt würde. "Ägypten möchte die Hamas systematisch schwächen‘‘, sagt El-Amrani, denn das Verhältnis zwischen der Regierung und der Hamas sei "höchst feindlich‘‘. Eine Vernichtung der Hamas sei aber auch nicht im Interesse Ägyptens, denn die islamistischen Alternativen im Gazastreifen seien radikaler als die Hamas.
Hitler-Vergleich
Indes sorgte der türkische Premier Tayyip Erdogan für Empörung, weil er die politische Einstellung israelischer Abgeordneter mit Hitlers Gedankengut verglich.
(Verfasserin: Isabel Frey)
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