Jubel in Tel Aviv: "Ihr kommt nach Hause - ihr kommt alle nach Hause"

Zusammenfassung
- Die letzten 20 Geiseln der Hamas wurden nach 738 Tagen Haft freigelassen, was in Israel für große Erleichterung sorgte.
- Die Freigelassenen wurden zunächst medizinisch untersucht und konnten erstmals seit zwei Jahren Kontakt zu ihren Familien aufnehmen.
- Im Rahmen einer Waffenruhe sollen im Gegenzug rund 2.000 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.
In Israel haben Berichte über die Freilassung der letzten von der islamistischen Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln für riesige Erleichterung und Freude gesorgt. Auf dem "Platz der Geiseln" im Zentrum der Küstenmetropole Tel Aviv brach am Montagmorgen unter Tausenden dort versammelten Menschen Jubel aus.
13 der aus Israel entführten Menschen waren am Montagmorgen dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben worden. Zuvor waren sieben Geiseln in die Obhut der israelischen Armee übergeben worden.
Geiseln in gutem Zustand
Zunächst frei kamen Alon Ohel, Matan Angrest, Guy Gilboa-Dalal, Eitan Mor, Gali und Ziv Berman sowie Omri Miran.
Sie sind laut Medienberichten in gutem Zustand. Alle hätten sich aus eigener Kraft in die Autos des Roten Kreuzes bewegen können. Es herrschte die Sorge, dass zumindest einige der Geiseln nach zwei Jahren des Hungers und der brutalen Umstände ihrer Gefangenschaft in sehr schlechtem Zustand sein könnten.
Im Militärlager Reim am Rande des Gazastreifens soll es ein erstes Wiedersehen mit Angehörigen, eine medizinische Untersuchung und die Möglichkeit zum Duschen und einem Kleiderwechsel geben. Danach sollen die Menschen in Krankenhäuser zur weiteren Behandlung geflogen werden. Sie kamen nach insgesamt 738 Tagen in qualvoller Geiselhaft frei.
Insgesamt kamen damit alle 20 der letzten Geiseln frei. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Freitag von 48 verbliebenen Geiseln gesprochen, 28 davon seien in Obhut der Hamas gestorben. Bei dem Terror-Angriff aus Israel am 7. Oktober 2023 hatte die Hamas laut AP 251 Menschen entführt. Israels Militär ging am Montag aber nicht davon aus, dass die palästinensische Terrororganisation auch alle 28 toten Geiseln - und damit innerhalb der im Rahmen der Waffenruhe vereinbarten 72-Stunden-Frist - übergeben kann.
"Es gibt keinen Krieg mehr"
Kurz vor ihrer erwarteten Freilassung konnten einige Geiseln Berichten zufolge per Video mit ihren Angehörigen telefonieren. Israelische Medien veröffentlichten Bilder der Gespräche, auch Videos davon tauchten in sozialen Medien auf. Für die Geiseln war es wohl der erste Kontakt mit ihren Familien nach der Gefangenschaft seit zwei Jahren, in der sie komplett von der Außenwelt abgeschnitten waren. Die Videos dienen als Propaganda für die islamistische Terrororganisation, die sich damit als menschlich inszenieren kann. Bei den Bildern der Gespräche sind teilweise Hamas-Mitglieder im Hintergrund zu sehen.
"Ihr kommt nach Hause - ihr kommt alle nach Hause", sagte die Mutter einer Geisel, Einav Zangauker, unter Tränen laut einem Bericht der "Times of Israel". "Es gibt keinen Krieg mehr." Medien veröffentlichten auch Fotos anderer Geiseln, darunter die Brüder David und Ariel Cunio und Nimrod Cohen, wie sie per Video mit ihren Familien telefonieren. "Ich konnte nichts hören, aber ich habe sie gesehen und das reicht", sagte demnach die Mutter der Cunio-Brüder.
Am Freitag war im Rahmen eines von US-Präsident Donald Trump initiierten Friedensplans eine Waffenruhe im Gaza-Krieg in Kraft getreten. Israel soll im Gegenzug für die Übergabe der Geiseln rund 2.000 palästinensische Häftlinge freilassen. Darunter sind bis zu 250, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurden. 1.966 Häftlinge bestiegen in israelischen Gefängnissen Busse, mit denen sie zur Übergabe gebracht werden sollten.
Kommentare