Nach Midterms: Republikaner wollen Donald Trump loswerden

Nach Midterms: Republikaner wollen Donald Trump loswerden
Seine Partei macht den Ex-Präsidenten für die ausbleibenden Wahlerfolge verantwortlich, er kontert mit einer Kandidatur für 2024.

„Wir werden so viel gewinnen, dass euch das Gewinnen aus dem Hals heraushängen wird.“ Was Ex-US-Präsident Donald Trump seinen Anhängern bei Amtsantritt 2017 im Weißen Haus versprach, fällt ihm nach den jüngsten Kongresswahlen vor die Füße.

Im Bundesstaat Arizona hat der Demokrat und ehemalige Nasa-Astronaut Mark Kelly den von Trump und dem Silicon Valley-Milliardär Peter Thiel geförderten, rechtspopulistischen Kandidaten Blake Masters geschlagen. Nun fehlt der Partei von Präsident Joe Biden im Senat von Washington nur noch ein Sitz, um im Oberhaus weiter die für den Gestaltungsspielraum Bidens wichtige Mehrheit zu haben.

Hätte in den nächsten Tagen in Nevada die noch laufende Stimmenauszählung die demokratische Amtsinhaberin Catherine Cortez Masto endgültig vorne, wären die Republikaner, die von einem Kantersieg träumten, vollends blamiert. Andernfalls entscheidet am 6. Dezember eine Stichwahl zwischen Herschel Walker (Republikaner) und Raphael Warnock (Demokraten) in Georgia über die Mehrheitsverhältnisse.

Trump laut eigener Partei Schuld

Obwohl noch nichts endgültig entschieden ist, wird Trump seit Tagen für das Ausbleiben eines massiven Zugewinns der „Reps“ im Kongress hauptverantwortlich gemacht. Konkret lautet der Vorwurf: Weil Trump in Schlüssel-Bundesstaaten wie Pennsylvania, New Hampshire, Michigan oder eben Arizona Dutzende extreme oder mediokre Kandidaten und Wahl-Leugner protegierte, die bei der Gesamt-Wählerschaft Geht-gar-nicht-Kopfschütteln auslösten, habe er einen republikanischen Erfolg vermurkst.

Das hätte eingedenk der für die Republikaner günstigen politischen Rahmendaten – hohe Inflation, große Unbeliebtheit Joe Bidens, ungeklärte Einwanderungsmisere, gestiegene Kriminalität und allgemeine Zukunftsangst – nach Überzeugung von Chris Christie nie passieren dürfen. Der republikanische Ex-Gouverneur von New Jersey war einst Trump-Vertrauter und selbst Präsidentschaftskandidat. Heute findet der Konservative, dass Trump denkbar ungeeignet sei, um die „Grand Old Party“ 2024 im Rennen um das Weiße Haus erneut zu vertreten.

Trump will noch mal

Genau diese Ambition will Trump am Dienstag – gegen den Rat von vielen Vertrauten – in seinem Florida-Landsitz Mar-a-Lago offiziell ankündigen. Auf publizistischen Flankenschutz des Medien-Imperiums von Rupert Murdoch (Fox News), der lange seine Hand über Trump hielt, muss der 76-Jährige dabei verzichten. Nach den Kongresswahlen konstatierte Murdochs Boulevard-Blatt New York Post, Trump sei das „womöglich giftigste Wähler-Abwehrmittel in der modernen amerikanischen Geschichte“. Das gediegenere Wall Street Journal (ebenfalls Murdoch) stempelte Trump zum „größten Verlierer“ und sieht in Ron DeSantis (44), dem siegreichen Gouverneur von Florida, die neue Führungsfigur der Partei – und die aussichtsreichste Option für die Präsidentschaftskandidatur.

Aber Trump will sich nicht vom Hof jagen lassen. Dem schwindenden Rückhalt der Partei-Funktionäre hält er seine Fan-Basis entgegen. Dort wünscht man sich (noch) mehrheitlich eine dritte Kandidatur Trumps.

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