Die ukrainischen Streitkräfte wollen an dieser Stelle weiter in Richtung Süden bis zu der etwa 30 Kilometer entfernten Stadt Tokmak durchstoßen. Von dort könnte man bis ins etwa 40 Kilometer entfernte Melitopol nahe der Küste vordringen.
Für den Militärexperten Franz Stefan Gady hat damit die intensivere Phase begonnen. "Es scheint so, dass die ukrainischen Streitkräfte zusätzliche Reserven in den Kampf geworfen und teilweise Fortschritte erzielt haben."
Blutige Kämpfe
Allerdings solle man die aktuellen Ereignisse nicht überbewerten, man müsse noch abwarten was langfristig passiert. "Was klar ist: Der Kampf ist relativ blutig, es gibt wohl hohe Verluste auf beiden Seiten. Und es wird entlang der Front sehr viel Artillerie eingesetzt – also viele Kanonen, Panzerhaubitzen und mehr. Für die Soldaten, die auf offenem Gelände kämpfen, muss das schrecklich sein. Aber man kann wahrscheinlich sagen, dass das bis dato der größte Fortschritt ist, den die ukrainischen Streitkräfte erreicht haben", sagt Gady.
Erstmalig stehen die Ukrainer am vorderen Rand der russischen Verteidigung. Den Verteidigungsgürtel durchbrochen haben sie jedoch noch nicht, für Siegesmeldungen sei es also noch zu früh. Könnte man bei Melitopol bis auf das Meer von Asow – also bis an die Schwarzmeerküste – vorstoßen, hätte man damit die russische Frontlinie zerschnitten. Auch Mariupol ist ein weiterer großer Preis, den die Ukrainer ins Auge gefasst haben.
Doch bis dahin wird es noch viele schwere Gefechte geben, sagt Gady, der vor kurzem erst die ukrainische Front besucht hat: "Ich persönlich finde es immer nahezu unvorstellbar, dort in diesem Kugelhagel wirklich angreifen zu müssen. Das ist etwas Außergewöhnliches, etwas Schreckliches und sollte eigentlich kein Mensch je machen müssen. Aber leider sind wir in der Situation, in der wir jetzt sind. "
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