Militärexperte: Bisher „größter Fortschritt“ der Ukrainer

Ukrainian servicemen ride in a tank near a front line in Donetsk region
Für Siegesmeldungen sei es aber zu früh, sagt der Ukraine-Experte Franz-Stefan Gady.

Lange blieb die ukrainische Gegenoffensive hinter den Erwartungen zurück. Nun nähren Vorstoße im Donezk vor allem aber im Oblast in Saporischschja die Hoffnung der Ukrainer. Nach Berichten auch von russischen Militärbloggern ist es den Ukrainern nach fast zwei Monaten gelungen, bei Orichiw in Saporischschja die stark verminte sogenannte graue Zone bis zur ersten Verteidigungsstellung der Russen an der Siedlung Robotyne zu überwinden. Freilich mit einem hohen Blutzoll. Auf Telegram kursieren Videos die mehrere zerstörte Schützenpanzer aber auch Leopard Kampfpanzer zeigen sollen. Doch was ist das Ziel?

 

 

 

Die ukrainischen Streitkräfte wollen an dieser Stelle weiter in Richtung Süden bis zu der etwa 30 Kilometer entfernten Stadt Tokmak durchstoßen. Von dort könnte man bis ins etwa 40 Kilometer entfernte Melitopol nahe der Küste vordringen.

Für den Militärexperten Franz Stefan Gady hat damit die intensivere Phase begonnen. "Es scheint so, dass die ukrainischen Streitkräfte zusätzliche Reserven in den Kampf geworfen  und teilweise Fortschritte erzielt haben."

Blutige Kämpfe

Allerdings solle man die aktuellen Ereignisse nicht überbewerten, man müsse noch abwarten was langfristig passiert. "Was klar ist: Der Kampf ist relativ blutig, es gibt wohl hohe Verluste auf beiden Seiten. Und es wird entlang der Front sehr viel Artillerie eingesetzt – also viele Kanonen, Panzerhaubitzen und mehr. Für die Soldaten, die auf offenem Gelände kämpfen, muss das schrecklich sein. Aber man kann wahrscheinlich sagen, dass das bis dato der größte Fortschritt ist, den die ukrainischen Streitkräfte erreicht haben", sagt Gady.

Erstmalig stehen die Ukrainer am vorderen Rand der russischen Verteidigung. Den Verteidigungsgürtel durchbrochen haben sie jedoch noch nicht, für Siegesmeldungen sei es also noch zu früh. Könnte man bei Melitopol bis auf das Meer von Asow – also bis an die Schwarzmeerküste – vorstoßen, hätte man damit die russische Frontlinie zerschnitten. Auch Mariupol ist ein weiterer großer Preis, den die Ukrainer ins Auge gefasst haben.

Doch bis dahin wird es noch viele schwere Gefechte geben, sagt Gady, der vor kurzem erst die ukrainische Front besucht hat: "Ich persönlich finde es immer nahezu unvorstellbar, dort in diesem Kugelhagel wirklich angreifen zu müssen. Das ist etwas Außergewöhnliches, etwas Schreckliches und sollte eigentlich kein Mensch je machen müssen. Aber leider sind wir in der Situation, in der wir jetzt sind. "

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