Militärdienst-Vorwürfe: Donald Trumps Team greift Tim Walz an
Tim Walz ist mit viel Elan in den Wahlkampf an der Seite von Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris gestartet. Um den Kandidaten der US-Demokraten für das Vizepräsidentenamt frühzeitig abzubremsen, versucht das Lager des Kontrahenten Donald Trump nicht nur, den bodenständigen Gouverneur des Bundesstaats Minnesota als "radikalen Linken", sondern auch als Hochstapler abzustempeln - indem sie ihm vorwerfen, seine militärischen Meriten aufgeblasen zu haben.
Die Attacken erinnern an eine Kampagne vor 20 Jahren, in der eine Gruppierung namens "Swift Boat Veterans for Truth" (Schnellboot-Veteranen für die Wahrheit) den Präsidentschaftskandidaten John Kerry bezichtigt hatte, Militärmedaillen mit Schwindeleien über Heldentaten im Vietnamkrieg ergattert zu haben. Kerry hatte in Vietnam Schnellboote kommandiert. Die Kampagne wird dafür mitverantwortlich gemacht, dass der damalige Kandidat der Demokraten verlor und der Republikaner George W. Bush wiedergewählt wurde.
"Swiftboating" gegen Walz
Seit damals gibt es eine Bezeichnung für diese Art von Attacken, die jetzt auch gegen Walz geführt werden: "swiftboating". Einer der Urheber der Schnellboot-Kampagne gegen Kerry, Chris LaCivita, gehört heute zur Leitung von Trumps Wahlkampfteam.
Die Versuche, Walz' Militärlaufbahn zu zerpflücken, konzentrieren sich vor allem darauf, dass er die Nationalgarde im Mai 2005 verlassen hatte, bevor seine Einheit im Jahr darauf in den Irak verlegt wurde.
Als Walz "von seinem Land gebeten wurde, in den Irak zu gehen", habe er den Dienst quittiert und "zugelassen, dass seine Einheit ohne ihn ging", wetterte Trumps Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance - und nannte dies "beschämend". In ihrer Darstellung von Walz' Abschied aus der Nationalgarde nehmen Vance und andere Trump-Unterstützer es allerdings mit der Chronologie nicht sonderlich genau.
Bewerbung um Sitz im US-Repräsentantenhaus
Denn Walz hatte damals das Ende seines Militärdienstes mit seiner Bewerbung um einen Sitz im US-Repräsentantenhaus begründet. Und die Unterlagen für seine Bewerbung um das Kongressmandat reichte er laut US-Medienberichten ein, noch bevor sein Bataillon im März 2005 erstmals darüber unterrichtet wurde, dass es möglicherweise in den Irak geschickt würde. Der Irak-Marschbefehl für die Einheit kam dann erst zwei Monate nach Walz' Ausscheiden.
Der spätere Kongressabgeordnete und Gouverneur diente 24 Jahre lang in der Nationalgarde und brachte es bis zum Dienstgrad des Command Sergeant Major, was in etwa dem Rang des Oberstabsfeldwebels in der Bundeswehr entspricht. Als Teilzeitsoldat war er jahrelang parallel als High-School-Lehrer tätig.
Walz diente nie in einem Kampfgebiet
In der Nationalgarde erlernte Walz den Umgang mit schwerer Artillerie und war auch ein versierter Scharfschütze, doch diente er nie in einem Kampfgebiet. Zwischen 2003 und 2004 war er in Italien stationiert, von wo aus sein Bataillon den US-Einsatz in Afghanistan unterstützte.
Vance und andere Republikaner werfen Walz jedoch vor, fälschlich behauptet zu haben, im Kampfeinsatz gewesen zu sein. Sie beziehen sich damit auf eine Äußerung von 2018, in der der Gouverneur für ein Verbot besonders gefährlicher Schusswaffen plädiert hatte: Solche Waffen, "wie ich sie im Krieg getragen habe", sollten auch nur im Krieg erlaubt sein, sagte er. Walz habe sich damals "falsch ausgedrückt", kommentierte dies vor einigen Tagen ein Sprecher des Harris-Walz-Teams.
Walz hat Militärdienst nicht ins Zentrum seines Wahlkampfs gestellt
Bisher gibt es aber keine Anzeichen, dass die "Schnellboot-Methode" gegen Walz ähnlich effektiv sein könnte wie seinerzeit gegen Kerry. Der auf Militärdienstthemen spezialisierte Politologe Jeremy Teigen hält Walz auch für weniger verwundbar als den damaligen Präsidentschaftskandidaten: Denn anders als Kerry habe Walz seinen Militärdienst nicht in das Zentrum seines Wahlkampfs gestellt, es handle sich nicht um seine "Kern-Identität".
Auch könnten die Angriffe nach hinten losgehen, sagt Teigen - indem sie "erneuerte Aufmerksamkeit" darauf lenken, dass Trump in den 1960er-Jahren um den Dienst im Vietnamkrieg herumgekommen war. Dies mag auch der Grund sein, warum Trump sich an den Attacken auf Walz' Militärbilanz nicht führend beteiligt, sondern diese lieber Vance überlässt, der Soldat im Irak war - wo er aber nicht an Gefechten teilnahm, sondern als Reporter für das Militär arbeitete.
Trump vier Mal von geltender Wehrpflicht befreit
Trump war wegen seines Hochschulstudiums vier Mal von der damals geltenden Wehrpflicht befreit worden - und nach dem Studium dann ein weiteres Mal wegen sogenannter Fersensporne, die ein Arzt bei ihm diagnostiziert hatte. Die Diagnose hat in der Vergangenheit immer wieder für Kritik und Spott gesorgt - auch deshalb, weil Trump als Student und Schüler ein eifriger Sportler gewesen war, der unter anderem Football, Baseball und Tennis spielte.
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