Messerattacke in Nizza - Festnahmen in Frankreich und Tunesien

Polizeiaufgebot vor der Basilika in Nizza
Der mutmaßliche Täter wurde von der Polizei angeschossen und ist noch nicht wieder bei Bewusstsein.

Nach dem mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlag von Nizza mit drei Toten hat die französische Polizei einen dritten Verdächtigen in Gewahrsam genommen. Der 33-Jährige habe sich am Freitagabend während der Durchsuchung bei einem weiteren Verdächtigen in dessen Wohnung aufgehalten, hieß es am Samstag aus französischen Justizkreisen. "Wir versuchen, seine Rolle in dem Ganzen zu klären."

Damit befinden sich nun insgesamt drei Männer in Polizeigewahrsam. Die Polizei hatte zuvor bereits einen 47-Jährigen und einen 35-Jährigen festgenommen, die verdächtigt werden, am Tag vor dem Anschlag mit dem mutmaßlichen Attentäter in Kontakt gewesen zu sein.

Festnahme auch in Tunesien

Tunesische Sicherheitskräfte haben einen Mann festgenommen, der sich im Namen einer bisher unbekannten Gruppe zu dem Messerangriff in Nizza bekannt hatte. Wahrscheinlich gebe es noch eine zweite Person, die ihm bei der Aufnahme des vorgeblichen Bekennervideos geholfen habe, sagte ein Justizsprecher am Samstag.

Das Video war nach dem Angriff in den sozialen Medien aufgetaucht. Darin reklamierte ein Mann die Tat für eine Gruppe mit dem Namen "Ansar al-Mahdi in Tunesien und im Mahgreb". Die Justizbehörden meldeten jedoch Zweifel an, dass eine derartige Gruppe überhaupt existiert.

Bei dem Anschlag am Donnerstag in der Basilika Notre-Dame wurden ein 54-jähriger Mann sowie eine 60-jährige Frau getötet. Eine zweite Frau konnte verletzt in eine Bar flüchten, die 44-jährige Brasilianerin erlag dort aber ihren Verletzungen. Laut der Anti-Terror-Staatsanwaltschaft schlitzte der Angreifer dem Mann und der 60-Jährigen die Kehlen durch. Demnach nutzte der Täter dafür ein 30 Zentimeter langes Messer mit einer 17 Zentimeter langen Klinge.

Mutmaßlicher Täter

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich nach Angaben der Ermittler um einen 21-jährigen Tunesier namens Brahim Aouissaoui. Er war erst vor kurzem aus Italien nach Frankreich eingereist. In seiner Tasche fanden die Ermittler zwei weitere Messer, zwei Handys sowie einen Koran. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angreifer noch viel mehr Menschen töten wollte. Sie ermittelt wegen Mordes im Zusammenhang "mit einer terroristischen Tat".

Aouissaoui stammt aus einer kinderreichen Familie in der tunesischen Küstenstadt Sfax. Seine Familie kann kaum glauben, dass er der Täter sein könnte. "Das ist nicht normal", sagte sein Bruder. Andere Verwandte sagten dagegen, der 21-Jährige habe sich zuletzt zurückgezogen. Die Mutter berichtete: "Er betete, ging zur Arbeit, kam zurück. Mit anderen traf er sich nicht und verließ sonst auch nicht das Haus."

Laut Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi rief der Angreifer mehrfach "Allahu Akbar" (Gott ist groß), bevor ihn die Polizei mit Schüssen verletzte und festnahm. Nach Angaben aus Ermittlerkreisen war er bis Freitagabend noch nicht wieder bei Bewusstsein. Auch die Behörden in Tunesien eröffneten eine Untersuchung und kündigten an, die französischen Behörden zu unterstützen.

Anti-Terror-Maßnahmen

Laut Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin stand Aouissaoui "auf keiner unserer Überwachungslisten, weder auf der französischen noch auf der europäischen." Der Minister wiederholte am Freitag, Frankreich befinde sich "im Krieg mit dem islamistischen Extremismus."

Darmanin kündigte zudem an, tausende zusätzliche Einsatzkräfte auf die Straße zu schicken, um die Sicherheit in Frankreich zu gewährleisten. Demnach werden 3500 Reservepolizisten mobilisiert, damit insgesamt 7000 Sicherheitskräfte den lokalen Behörden zur Verfügung stehen. Insbesondere Schulen und Kirchen sollen besser geschützt werden.

Das französische Außenministerium warnte seine Bürger vor weltweiten Anschlägen. "Die Bedrohung ist überall", sagte Außenminister Jean-Yves Le Drian am Freitag nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts unter Leitung von Präsident Emmanuel Macron. Dem Anschlag vorausgegangen waren massive Drohungen und Proteste gegen Frankreich in muslimischen Ländern.

Erst am Donnerstag hatte es der frühere malaysische Regierungschef Mahathir Mohamad als legitim bezeichnet, "Millionen von Franzosen zu töten". Er begründete dies mit französischen "Massakern" der Kolonialzeit. Auf Druck der französischen Regierung löschte Twitter die Kurzbotschaften Mahathirs.

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