Meereshoheit: Erneut Zwist zwischen Griechenland und der Türkei

GREECE-QUAKE-AMORGOS
Seit Jahrzehnten zanken die Türkei und Griechenland um Seehoheitsansprüche. Nun hat die Türkei Seekarten zur maritimen Raumplanung vorgelegt - zum Ärger Athens.

Zusammenfassung

  • Die Türkei hat der UNO neue Seekarten mit erweiterten Hoheitsansprüchen im Rahmen der "Blauen Heimat"-Strategie vorgelegt, was in Griechenland für Unmut sorgt.
  • Griechenland kritisiert, dass die türkischen Gebietsansprüche in der Ägäis ausgeweitet wurden und internationale Seerechtsabkommen infrage gestellt werden.
  • Verteidigungsminister Dendias warnt vor einer wachsenden Bedrohung durch die Türkei und fordert, dass Griechenland vorbereitet sein muss.

Der griechische Verteidigungsminister Nikos Dendias warnt vor wachsenden Spannungen mit der Türkei. Ankara habe der UNO zuletzt Seekarten zur maritimen Raumplanung vorgelegt, auf der die umstrittene Strategie der "Blauen Heimat" vorangetrieben werde, heißt es in Athen. Auf den jüngst präsentierten Karten beanspruche die Türkei Meeresgebiete vom Fluss Evros (türkisch Meriç) bis südlich der Dodekanes-Inseln, wodurch die Ägäis praktisch in zwei Teile geteilt werden würde.

Die von der Türkei unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan und seiner islamisch-konservativen Regierungspartei AKP gerne präsentierte "Karte der Blauen Heimat" ist seit längerer Zeit ein Zankapfel zwischen den beiden Mittelmeerstaaten. Sie sei sogar in türkischen Schulbüchern abgebildet, lautet die Kritik aus Athen.

Es handelt sich um eine auch in Armeekreisen gängige Landkarte, die grundsätzlich ein als "Mavi Vatan" ("Blaue Heimat") ausgewiesenes türkisches Hoheitsgebiet zeige, welches auch die griechischen Ägäis-Inseln Limnos, Lesbos, Chios sowie den Osten Kretas umfasst, heißt es in griechischen Medienberichten. Das Original hängt demnach in der Militäruniversität in Istanbul.

Zwist um Hoheitsrechte in der Ägäis

Zuletzt seien die in der "Blaue-Heimat-Karte" vermerkten Gebietsansprüche der Türkei sogar ausgeweitet worden, lautet der Vorwurf aus Athen. Ankara wolle damit die Hoheitsrechte der Inseln und das internationale Seerechtsübereinkommen zunehmend infrage stellen.

Die Türkei und Griechenland streiten seit geraumer Zeit um Erdgas- und Kohlenwasserstoffvorkommen, die im östlichen Mittelmeer und in der Ägäis gefunden wurden. Die Regierung in Griechenland, aber auch jene der Republik Zypern, sind mit den Ansprüchen der Türkei auf Bohrrechte in der Region nicht einverstanden.

"Große und wachsende Bedrohung"

Verteidigungsminister Dendias sprach diese Woche im Parlament von Athen in Bezug auf die Türkei von einer großen und wachsenden Bedrohung", für die Griechenland gewappnet sein sollte. "Besser heute als morgen". Man dürfte die Situation nicht unterschätzen. "Wir müssen Möglichkeiten schaffen, einen immer stärker werdenden und äußerst fordernden Nachbarn notfalls abzuwehren."

"Viele Themen, mit denen wir heute konfrontiert sind, wie die 'blaue Heimat', gab es vor zehn Jahren noch nicht", fügte der Politiker der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) hinzu. "Heute sind sie eine Realität, der wir in die Augen schauen müssen."

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