"Remigrations-Gipfel" in Italien: Auch Martin Sellner ist dabei

Martin Sellner
"Wir werden das Event des Jahres in Italien erleben", schrieb der österreichische Rechtsextreme auf Instagram.

Rechtsextremisten aus ganz Europa haben sich am Samstag in Gallarate nahe Mailand zu einem Gipfel der Gruppe "Remigration" getroffen. Diese setzt sich für die Massenausweisung von Migranten aus Europa ein. Auch der österreichische Identitäre Martin Sellner war anwesend. "Wir werden das Event des Jahres in Italien erleben", schrieb Sellner auf Instagram.

400 Personen, die laut Angaben italienischer Medien 250 Euro jeweils für ihre Teilnahme gezahlt haben, beteiligten sich an der Veranstaltung in einem Theater der Gemeinde Gallarate. Organisiert wurde das Treffen von Andrea Ballarati, 23-jähriger Wirtschaftsstudent und ehemaliger Aktivist der "Gioventù Nazionale", der Jugendsektion der rechten Regierungspartei "Fratelli d'Italia", die er dann verließ, um sich außerparlamentarischen politischen Bewegungen anzuschließen.

Martin Sellner in Italien

Schon vorab hatte Sellner mit einem Video auf Telegram Aufmerksamkeit erregt - er gab eine Kurzfassung seiner Rede für das Treffen. Der Wiener hat Einreiseverbote in Deutschland, in der Schweiz, in Großbritannien und in den USA. Er wurde Ende 2023 international bekannt – dank eines Investigativ-Reports des Recherchenetzwerks correctiv.de. Dieses berichtete über ein geheimes Treffen von Rechtsextremen im deutschen Potsdam, bei dem auch Mitglieder der AfD und CDU anwesend waren. Sellner hatte damals seinen Remigrationsplan vorgestellt. Im rechtsextremen Milieu ist damit die Deportation von Menschen mit Migrationshintergrund gemeint.

Bis zuletzt war nicht klar, ob das Rechtsextremisten-Treffen in Italien am Samstag stattfinden würde: Hotel- und Saalvermieter in Mailand hatten Anfang der Woche die Reservierungen storniert. Sie wollten nicht Zielscheibe der angesagten Anti-Gipfel-Demos werden.

Kritik aus Mailand: "Schande, Schande!"

Die Veranstaltung löste auch große Kritik beim Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala aus. "In Mailand gibt es keinen Platz für Rechtsextremismus", sagte der Mitte-links-Politiker. Rund 200 Linksaktivisten beteiligten sich in Gallarate an einem Flashmob gegen das Rechtsextremisten-Treffen. "Schande, Schande!", riefen die Demonstranten, zu denen auch der sozialdemokratische Senator Alessandro Alfieri gehörte. Er kritisierte den zur Lega gehörenden Bürgermeister von Gallarate, Andrea Cassani, der den Organisatoren die Erlaubnis zum Treffen im städtischen Theater gewährt habe.

"Was heute in Gallarate stattfindet, ist eine Konferenz, die Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Rassismus preist und damit gegen die Werte der italienischen Verfassung verstößt. Es handelt sich um eine Demonstration, die verboten werden sollte. Heute demonstrieren wir, um Hass und Rassismus eine Absage zu erteilen und die Würde unserer Demokratie zu verteidigen", so Angelo Bonelli, Chef der Linkspartei "Alleanza Verdi Sinistra". 

Der stellvertretende Chef der rechten Regierungspartei Lega, der EU-Parlamentarier Roberto Vannacci, begrüßte das Treffen in Gallarate hingegen und entschuldigte sich bei den Teilnehmern, dass er trotz Einladung nicht anwesend sein könne. "Ich unterstütze Sie. Die Rückführung von Migranten ist nicht ein Slogan, sondern ein konkreter Vorschlag, in dem es um Freiheit und Sicherheit geht", so Vannacci in einem Video an die Teilnehmer des Treffens.

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