Ex-Soldat rast in New Orleans in Menschenmenge: Laut FBI Einzeltäter
Gleich zu Jahresbeginn wurden die USA von einer tödlichen Auto-Attacke erschüttert: In der Küstenmetropole New Orleans raste ein Mann in der Silvesternacht im berühmten Ausgehviertel French Quarter mit einem Pick-up-Truck in die Menschenmenge. 14 Menschen wurden getötet. Im Auto des 42-jährigen US-Bürgers wurde eine IS-Flagge gefunden.
Wie die New York Times berichtet, haben jene Poller gefehlt, die den Todesfahrer hätten aufhalten können. Der Täter habe ein Polizeiauto umfahren, das den Zugang stattdessen versperren sollte, hieß es unter Berufung auf Behörden. Die Poller, die normalerweise in New Orleans bei Großereignissen die Durchfahrt etwa in die Bourbon Street in dem beliebten Ausgehviertel versperren, waren in der Silvesternacht demnach nicht installiert.
Poller wurden ausgetauscht
Die Poller sollten in Vorbereitung auf den Super Bowl (Finale der US-amerikanischen American-Football-Profiliga), die New Orleans Anfang Februar ausrichtet, ausgetauscht werden. Als Ersatz parkte an der Stelle demnach ein Polizeiauto. Auch weitere Barrieren und Polizeipatrouillen seien zum Schutz der Fußgänger eingesetzt worden.
"Wir hatten tatsächlich einen Plan, doch der Terrorist hat ihn zerschlagen", sagte New Orleans' Polizeichefin Anne Kirkpatrick demzufolge. Die Möglichkeit, dass jemand das Polizeiauto umfahren könnte, sei "nichts gewesen, von dem wir annahmen, es berücksichtigen zu müssen", ergänzte der Polizeivorsteher des betroffenen Bezirks, Lejon Roberts. Wie genau es dem Täter gelang, einen Pick-up-Truck an den Schutzvorkehrungen vorbei in die Menschenmenge hineinzulenken, werde untersucht.
Notstand ausgerufen
Der Gouverneur von Louisiana hat nach der Schreckenstat Notstand für New Orleans ausgerufen.
"Die Notstandserklärung ist lebenswichtig, da sie uns erlaubt, schnell zusätzliche Versorgung zu erhalten, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten", schrieb Jeff Landry auf X, wo er die Erklärung am Mittwoch teilte.
Mindestens 35 weitere Menschen wurden bei dem Angriff in der bei Touristen beliebten US-Metropole verletzt, wie die US-Bundespolizei FBI mitteilte. In dem gemieteten Pick-up des mutmaßlichen Täters Shamsud-Din Jabbar fanden die Ermittler eine Flagge der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Das FBI stufte die Tat deshalb als Terrorakt ein. Jabbar war demnach ein Anhänger der IS.
US-Präsident Joe Biden sagte, der Attentäter sei vom IS zu seinem Angriff bewegt worden. Das habe er nur wenige Stunden vor der tödlichen Attacke in Videos mitgeteilt, die in sozialen Netzwerken gepostet worden seien, sagte Biden unter Berufung auf Informationen der Bundespolizeibehörde FBI.
Zusammenhang mit Explosion von Tesla-Truck wird geprüft
Den für seine Todesfahrt verwendeten weißen Pick-up hatte Jabbar über die in den USA beliebte Mietwagen-App Turo gemietet. Über diese App war auch ein Tesla Cybertruck gemietet worden, der ebenfalls am Mittwoch in der US-Casino-Metropole Las Vegas vor einem Hotel des künftigen US-Präsidenten Donald Trump explodierte.
Der mutmaßliche Attentäter von New Orleans, der vom FBI als der 42-jährige US-Bürger Shamsud-Din Jabbar identifiziert wurde, stammte aus Texas und war dort offenbar als Immobilienmakler tätig. Früher war er Soldat der US-Armee, in der er zehn Jahre lang als IT-Spezialist diente. In einem vor vier Jahren auf Youtube veröffentlichten Video, in dem er seine Maklerdienste anbot, rühmte sich Jabbar selbst als "harter Verhandlungspartner".
Aus von der New York Times veröffentlichten Strafregistern geht hervor, dass er zweimal wegen Delikten angeklagt wurde, 2002 wegen Diebstahls und 2005 wegen Fahrens ohne gültigen Führerschein.
Der Zeitung zufolge war Jabbar zweimal verheiratet, wobei seine zweite Ehe im Jahr 2022 geschieden wurde. Im Scheidungsverfahren schilderte er dem Anwalt seiner Frau in einer Email seine finanziellen Probleme. "Ich kann mir die Raten für das Haus nicht leisten", schrieb er laut NYT. Seine Immobilienfirma habe im Jahr zuvor mehr als 28.000 Dollar Verlust gemacht. Auch habe er wegen der Anwaltskosten tausende Dollar an Kreditkartenschulden.
IS-Anhänger und IT-Spezialist
In den Aufnahmen, die der Täter in sozialen Netzwerken postete, ließ er laut US-Präsident Joe Biden erkennen, dass er getrieben sei "vom Verlangen, zu töten". Der Attentäter wurde eigenen Aussagen zufolge vom IS zu seinem Angriff bewegt. Das gehe aus Videos hervor, die er nur wenige Stunden vor der Tat ins Netz gestellt habe, sagte Biden weiter und berief sich dabei auf Ermittlungen der Bundespolizeibehörde FBI. Biden betonte auch, der Täter habe "viele Jahre" in der US-Armee gedient und sei danach jahrelang als Reservist geführt worden
Die "New York Times" berichtete, J. habe nach seinem Ausscheiden aus dem Militär Schwierigkeiten gehabt, sich im zivilen Leben zurechtzufinden. Dem Blatt zufolge geht dies aus einem Interview aus dem Jahr 2015 hervor, das J. mit der Studentenzeitung der Georgia State University geführt habe. Während seiner militärischen Laufbahn sei er demnach vor allem als IT-Spezialist tätig gewesen. Er habe von 2007 bis 2015 im US-Militär gedient und sei einmal nach Afghanistan entsandt worden, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf Angaben des US-Militärs.
Schusswechsel mit Polizei
Bei dem Täter von New Orleans handelt es sich um einen 42-jährigen ehemaligen US-Soldaten, der im Zivilberuf als Makler gearbeitet haben soll. Nach Angaben des Pentagon hatte Jabbar bei der Armee von 2007 bis 2015 im Personalmanagement und als IT-Fachmann für die US-Armee gearbeitet und ihr danach bis 2020 als Reservist angehört. Ein Armeesprecher sagte, Jabbar habe von Februar 2009 bis Jänner 2010 in Afghanistan gedient.
Nach seiner Todesfahrt lieferte sich der Angreifer nach FBI-Angaben einen Schusswechsel mit der Polizei und wurde dabei getötet, zwei Beamte wurden verletzt.
Es werde mehrere Tage dauern, alle Opfer zu obduzieren, teilte der Gerichtsmediziner der Stadt, Dwight McKenna, laut US-Medienberichten mit. Ihre Namen würden erst veröffentlicht, wenn alle Autopsien abgeschlossen und die Angehörigen informiert seien. Die Gerichtsmedizin arbeite mit der lokalen Polizei, den Bundesermittlern vom FBI und dem Grenzschutz zusammen.
Einzeltäter
Der mutmaßliche Attentäter handelte nach neuen Erkenntnissen des FBI als Einzeltäter. "Wir gehen zum jetzigen Zeitpunkt nicht davon aus, dass außer Shamsud-Din J. noch jemand anderes an diesem Anschlag beteiligt war", sagte FBI-Vizedirektor Christopher Raia am Donnerstag.
Polizeichefin Anne Kirkpatrick sagte, der Mann habe versucht, "so viele Menschen wie möglich zu überfahren". Er sei "wild entschlossen" gewesen, ein "Blutbad" anzurichten, und habe das Fahrzeug mit "sehr hoher Geschwindigkeit" und offenbar "sehr vorsätzlich" in die Menschenmenge gesteuert.
Zwischenzeitlich prüften die Ermittler laut mehreren Medien ein Überwachungsvideo, auf dem eine verdächtige Gruppe von vier Menschen zu sehen sein soll. Es wurde zunächst vermutet, dass sie Sprengsätze im betroffenen Stadtviertel platziert haben könnten. Kurze Zeit später wurden sie den Berichten zufolge jedoch als Verdächtige ausgeschlossen.
"Wir hörten Schüsse und sahen rennende Polizisten"
Der Augenzeuge Jim Mowrer berichtete im Sender CBS News, der weiße Pick-up habe die Menschen "mit hoher Geschwindigkeit" überfahren. "Wir waren mitten auf der Straße und konnten auf den Gehweg rennen und uns im Eingang eines Gebäudes verstecken. Wir hörten Schüsse und sahen rennende Polizisten", sagte Mowrer. Als keine Schüsse mehr zu hören gewesen seien, sei er aus seinem Versteck herausgekommen. Auf der Straße hätten viele Verletzte und auch Tote gelegen.
Biden verspricht null Toleranz
Der scheidende US-Präsident Joe Biden erklärte, es gebe keine Rechtfertigung für Gewalt jeglicher Art. "Wir werden keinerlei Angriffe auf eine der Gemeinden unseres Landes tolerieren", sagte Biden. Er sicherte der Stadt am Mississippi im US-Staat Louisiana die "uneingeschränkte Unterstützung" der Bundesbehörden zu.
Der künftige US-Präsident Donald Trump brachte den Angriff in New Orleans mit illegaler Migration in Verbindung. "Wenn ich sagte, dass die Kriminellen, die ins Land kommen, viel schlimmer sind als die Kriminellen, die wir im Land haben ... hat sich das bewahrheitet", schrieb Trump in seinem Onlinedienst Truth Social.
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen sollte am Donnerstag zunächst der ursprünglich für Neujahr geplante "Sugar Bowl" nachgeholt werden. Das traditionell in New Orleans ausgerichtete Football-Spiel zieht jedes Jahr Zehntausende Menschen aus dem ganzen Land an.
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