Lkw-Anschlag: Israel plant Haft ohne Anklage

Polizisten stehen vor einem Feuerwehrauto in Jerusalem.
Vier Menschen wurden bei der Attacke in Jerusalem am Sonntag getötet. Palästinenser im Gazastreifen feierten den Anschlag. Israels Regierung will härter gegen IS vorgehen.

Nach einem Anschlag mit einem Lastwagen in Jerusalem will Israel entschlossener gegen Anhänger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) vorgehen. Bei einer Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts wurde unter anderem beschlossen, das Haus des Attentäters zu zerstören.

Israel will künftig auch entschlossener gegen Palästinenser vorgehen, die sich wie der Attentäter mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) identifizieren. IS-Anhänger sollen verstärkt in sogenannte Administrativhaft genommen werden. Diese erlaubt es, Häftlinge für jeweils verlängerbare Zeiträume von sechs Monaten ohne offizielle Anklage festzuhalten. Menschenrechtler haben diese Praxis immer wieder scharf kritisiert.

Drei Frauen und ein Mann getötet

Eine Gruppe israelischer Soldaten steht mit verschränkten Armen auf einer Wiese.
Israeli soldiers hug each other near the scene where police said a Palestinian rammed his truck into a group of Israeli soldiers on a popular promenade in Jerusalem, killing four people and injuring about 15 others in a deliberate attack, January 8, 2017. REUTERS/Gil Yohanan. ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. EDITORIAL USE ONLY. NO RESALES. NO ARCHIVE. ISRAEL OUT. NO COMMERCIAL OR EDITORIAL SALES IN ISRAEL
Bei der Attacke waren am Sonntag vier israelische Soldaten ums Leben gekommen. Die Armee bestätigte den Tod von drei Frauen und einem Mann im Stadtteil Armon Hanaziv, alle in Offiziers- oder Kadettenrang. 17 weitere Offiziere und Kadetten seien verletzt worden, als der palästinensische Fahrer mit dem Laster gezielt in eine Gruppe von Soldaten raste. Der 28 Jahre alte Attentäter wurde erschossen.

Beide Seiten beanspruchen Gebiet

Armon Hanaziv liegt in dem 1967 von Israel eroberten Teil Jerusalems. Die Palästinenser beanspruchen das Gebiet als Teil einer künftigen Hauptstadt für sich. Israel sieht jedoch ganz Jerusalem als seine "ewige, unteilbare Hauptstadt". In dem Stadtteil war es seit Beginn der neuen Gewaltwelle im Herbst 2015 immer wieder zu Anschlägen gekommen.

Netanyahu sieht Parallelen

Benjamin Netanjahu vor einer israelischen Flagge.
Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu attends the weekly cabinet meeting at his office in Jerusalem, Israel, 08 January 2017 . / AFP PHOTO / POOL / ABIR SULTAN
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sprach von einem "grausamen und tragischen Terroranschlag". Er hatte mitgeteilt, es handle sich bei dem Attentäter "nach allen Anzeichen" um einen IS-Anhänger. Netanyahu sieht mögliche Parallelen zwischen dem Lastwagen-Anschlag und ähnlichen Attacken in Europa. "Wir wissen, dass es hier eine Serie von Anschlägen gibt, und es kann durchaus sein, dass eine Verbindung zwischen ihnen besteht, erst Frankreich und Berlin, und jetzt Jerusalem", sagte Netanyahu.

Beistandsbekundungen

Der russische Präsident Wladimir Putin sprach Netanyahu sein Beileid aus, wie die Agentur Tass meldete. Frankreichs Präsident versicherte den Opfern und ihren Angehörigen seinen Beistand. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte den Anschlag aufs Schärfste. "Wir stehen in diesen schweren Stunden an der Seite unserer israelischen Freunde", sagte er nach Angaben des Auswärtigen Amtes. "Der Terrorismus bedroht uns alle gemeinsam."

Auch die US-Regierung reagierte bestürzt. "Solche feigen Aktionen können niemals gerechtfertigt sein", erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Ned Price. Zugleich bot er Israel die "volle Unterstützung" der USA bei den Ermittlungen an.

Freude bei Palästinensern und Hamas

Palästinenser im Gazastreifen feierten den Anschlag und verteilten auf der Straße Süßigkeiten. Auch die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas begrüßte die Attacke.

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