Korruptionsvorwürfe: Litauens Regierungschef tritt zurück

Treffen der Premierminister der baltischen Staaten in Riga.
Litauens Regierungschef Gintautas Paluckas hat nach Korruptionsvorwürfen seinen Rücktritt angekündigt.

"Ich habe die Entscheidung getroffen, vom Amt des Ministerpräsidenten zurückzutreten", kündigte Paluckas in einer Mitteilung am Donnerstag an. Demnach will der Sozialdemokrat in Kürze sein offizielles Demissionsgesuch an Präsident Gitanas Nauseda übergeben.

Das Staatsoberhaupt hatte zuvor bereits mitgeteilt, dass ihn Paluckas angerufen und über diesen Schritt informiert habe.

Schwere Vorwürfe gegen Ministerpräsident Paluckas

Paluckas war zuletzt aufgrund zunehmender Vorwürfe wegen dubioser Geschäftsbeziehungen in die Kritik geraten und Rücktrittsforderungen ausgesetzt - darunter auch von einem der beiden Koalitionspartner seiner Mitte-Links-Regierung. In Litauen laufen Ermittlungen wegen früherer sowie aktueller Geschäfte und Transaktionen des 45-jährigen Regierungschefs, der bisher jegliche Interessenskonflikte bestritt und die Vorwürfe als bewusste Angriffe von politischen Gegnern zurückwies.

Im Zusammenhang mit einem zuletzt aufgedeckten Fall berichteten litauische Medien am Donnerstag von Durchsuchungen der Behörden bei einer Firma von Paluckas' Schwägerin. Diese soll unter Zuhilfenahme von EU-Fördermitteln Batterien von einem Unternehmen erworben haben, das sich zu 49 Prozent im Besitz von Paluckas befindet - während dessen Amtszeit als Ministerpräsident.

Ultimatum von Staatspräsident Nauseda

In seiner Mitteilung betonte Paluckas, dass er nicht glaube, während seiner Amtszeit grundlegende Fehler gemacht zu haben. Er wolle die Regierung und deren Arbeit aber nicht zu Geiseln der "angeheizten Skandale" machen, begründete er den Rückzug von seinem Posten. Paluckas, der auch den Parteivorsitz bei den Sozialdemokraten niederlegte, amtierte seit November 2024 als Regierungschef von Litauen.

Nauseda, der den Rücktritt als "richtige Entscheidung" bezeichnet, hatte zuletzt den Druck auf den Regierungschef erhöht. Das Staatsoberhaupt hatte ihm zwei Wochen Zeit gegeben, auf die wachsenden Bedenken der Öffentlichkeit zu reagieren oder seinen Verbleib im Amt zu überdenken. Paluckas hatte deshalb Anfang der Woche einen 14-tägigen Urlaub genommen.

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