Mit den Waffen von Gaddafi
Ahmed öffnet sein Handschuhfach. „Schauen Sie, das hat hier in Libyen fast jeder“, sagt er und meint die kleine Handfeuerwaffe, die da zwischen Autopapieren und Müll liegt. Eigentlich braucht jeder, der eine Waffe besitzt, eine Lizenz dafür. Doch seit dem Bürgerkrieg, der vor rund 18 Monaten mit der Tötung Muammar Gaddafis zu Ende gegangen ist, besitzen so viele Libyer illegale Waffen, dass die Behörden sie gar nicht alle registrieren können. Zudem sind die Regierung und ihre Sicherheitskräfte noch sehr schwach. Die Straßen werden weitgehend von Milizen kontrolliert – auch wenn die de facto dem Verteidigungsministerium untergeordnet sind.
Das größte Problem der Regierung sind die Tausenden Waffen, die aus den Arsenalen von Gaddafi entwendet worden sind. Sie überschwemmen jetzt nicht nur Libyen, sondern die gesamte Region. Das ist schon seit Längerem bekannt, jetzt veröffentlichte die UNO einen Bericht, der das belegt. Demnach sollen libysche Waffen bereits in mehr als zwölf Staaten gelangt sein. Darunter vor allem Syrien, Mali und Palästina, aber auch etwa Algerien. Laut UNO gingen die „Waffenlieferungen aus Libyen auf einem alarmierenden Level weiter“. Und das trotz eines Waffenembargos von 2011, das auch für die Ausfuhr gilt. Sprengstoff, Munition, Granaten, schwere und leichte Waffen seien aus dem Land geschafft worden. „Die Größe mancher Transporte deutet darauf hin, dass Vertreter der lokalen Behörden zumindest davon wussten, wenn sie nicht sogar direkt involviert waren“, steht in dem 94-seitigen Bericht.
Signifikant gestiegen
Die Waffen seien zum Teil aus Gaddafis Beständen, zum anderen Teil sind sie während des Bürgerkriegs ins Land gelangt. Nach Syrien wurden sie zunächst in geheimen Abkommen der libyschen Übergangsregierung mit den Rebellen geliefert. Später wurden sie ins Land geschmuggelt. Vor allem über die Türkei und den nördlichen Libanon.
Auch in den Gazastreifen sollen in den vergangenen Monaten vermehrt Waffen aus Libyen geliefert worden sein. Dorthin gelangen sie über den ägyptischen Sinai. 2012 ist laut UN-Bericht die Größe der Lieferungen von Libyen ins Nachbarland Ägypten „signifikant gestiegen“. Sowohl die Waffen innerhalb Ägyptens, als auch der Schmuggel über die Grenze stellen für die Sicherheitskräfte dort eine große Herausforderung dar.
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