"Was hätten Sie an meiner Stelle gemacht, Frau Le Pen?"

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In der einzigen TV-Debatte des französischen Wahlkampfs trafen Emmanuel Macron und Marine Le Pen aufeinander. Sie verschonten einander nicht.

aus Paris Simone Weiler

Jedes Detail war vorab festgelegt geworden. Zweieinhalb Meter standen die beiden Kandidaten voneinander entfernt, bei einer Raumtemperatur von 19 Grad Celsius. Das Los hatte entschieden, dass Marine Le Pen beim TV-Duell gegen Emmanuel Macron gestern Abend das erste und auch das letzte Wort bekommen würde. Es war die einzige Fernseh-Debatte in diesem Präsidentschaftswahlkampf, der mit der zweiten Runde am nächsten Sonntag endet.

Vor allem eines hatte Le Pens Umfeld gefordert: Die Kameras sollten nicht sie zeigen, wenn Macron das Wort ergriff. Denn beim Duell vor fünf Jahren wurden Millionen Zuschauer Zeugen davon, wie sie nervös in ihren Unterlagen blätterte, während er – ganz ohne Notizen und ohne den Hauch von Unsicherheit – sein Programm vorstellte.

Ihr Auftritt geriet damals zum Fiasko: Anstatt sachliche Argumente zu bringen, griff sie Macron persönlich als "eiskalten Geschäftsbanker" und "Liebling des Systems und der Eliten" an und scheiterte daran, ihr Konzept für einen Austritt Frankreichs aus der Euro-Zone schlüssig zu erklären. Diese Forderung hat sie inzwischen aus ihrem Programm gestrichen.

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