Labour-Abgeordnete verlassen Partei aus Protest gegen Corbyn

Labour-Chef Jeremy Corbyn
Unter anderem der Brexit-Kurs veranlassten sieben britische Abgeordnete zum Austritt, darunter ein Jungstar der Partei.

Nicht nur Theresa May hadert mit ihrer Partei, den Tories. Auch Labour-Chef Jeremy Corbyn ist parteiintern nicht unumstritten. Aus Protest gegen den Führungsstil des britischen Labour-Chefs sind am Montag sieben prominente Mitglieder aus der Partei ausgetreten.

Sie haben zwei Kritikpunkte: Corbyns Brexit-Kurs und den Umgang mit antisemitischen Tendenzen in der größten Oppositionspartei.

Die Abspaltung wird als Symptom für eine größere Krise des britischen Parteien-Systems gewertet.

Labour-Jungstar für zweites Referendum

Besonders hart dürfte die Sozialdemokraten der Rücktritt des charismatischen Abgeordneten Chuka Umunna treffen. Er gilt als Jungstar seiner Partei und führt eine Gruppe an, die ein zweites Brexit-Referendum fordert.

Die sieben Politiker werden künftig als "unabhängige Gruppe" im Parlament vertreten sein, wie die Abgeordnete Luciana Berger in London auf einer Pressekonferenz bekannt gab.

Labour-Abgeordnete verlassen Partei aus Protest gegen Corbyn

Chuka Umunna, ehemals Labour-Abgeordneter

Interne Kritik an Corbyn

Schon länger wird befürchtet, dass die Partei auseinanderbrechen könnte. Die Meinungen über Corbyn, der auf Neuwahlen setzt, gehen stark auseinander. Viele werfen dem Alt-Linken vor, im Streit um den EU-Austritt zu lange keine klare Position bezogen zu haben. Ihm wird Mangel an Enthusiasmus für die EU vorgeworfen.

Kürzlich stellte Corbyn Premierministerin Theresa May die Unterstützung seiner Partei in Aussicht, falls sie beim Brexit eine Zollunion und eine Anbindung an den EU-Binnenmarkt akzeptiere. May lehnte das strikt ab. Großbritannien will die Europäische Union in knapp sechs Wochen - am 29. März - verlassen.

Antisemitismus-Vorwürfe in der Labour-Partei

Zudem werden seit Jahren Antisemitismus-Vorwürfe gegen Corbyn und seine Partei erhoben. Im vergangenen Sommer räumte er öffentlich in einem Video ein, dass Disziplinarverfahren gegen antisemitische Parteimitglieder zu langsam und zaghaft betrieben worden seien.

Kritiker werfen dem 69-Jährigen eine einseitige Unterstützung der Palästinenser im Nahostkonflikt vor.

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