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Krise im Irak: Nach Gewalteskalation Lage wieder beruhigt
Der monatelange Machtkampf zwischen Moqtada Al-Sadr und seinen politischen Kontrahenten war zuvor in Gewalt umgeschlagen.
Nach der Gewalteskalation im Irak hat sich die Lage in der Hauptstadt Bagdad wieder beruhigt. AnhÀnger des einflussreichen schiitischen Predigers Muktada al-Sadr folgten am Dienstag dessen Anordnung und beendeten ihr Protestlager am Parlament. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie sie ihre Zelte abbauten.
Die UNO-Mission im Irak begrĂŒĂte die "gemĂ€Ăigte ErklĂ€rung" Al-Sadrs. "ZurĂŒckhaltung und Ruhe sind notwendig, damit die Vernunft siegt", schrieb sie auf Twitter. Der geschĂ€ftsfĂŒhrende irakische Regierungschef Mustafa al-Kasimi twitterte, Al-Sadrs Aufruf, die Gewalt zu beenden, sei der "Inbegriff des Patriotismus".

Al-Sadrs-AnhÀnger okkupieren einen Swimmingpool
Raketen
Der monatelange Machtkampf zwischen Al-Sadr und seinen politischen Kontrahenten war zuvor in Gewalt umgeschlagen. In der hochgesicherten GrĂŒnen Zone im Zentrum der Hauptstadt Bagdad lieferten sich die Al-Sadrs Miliz Saraja al-Salam schwere Gefechte mit Iran-treuen Milizen. Dabei waren lange Feuersalven zu hören.
Al-Sadr befahl daraufhin am Dienstag seinen AnhÀngern, ihr Protestlager im Regierungsviertel zu beenden. In einer TV-Ansprache erklÀrte er, es mache ihn traurig, was passiert sei. "Ich entschuldige mich beim irakischen Volk", sagte der schiitische Geistliche weiter. Die SicherheitskrÀfte hoben die Ausgangssperre in Bagdad wieder auf.
Nach Angaben der irakischen SicherheitskrÀfte schlugen vier Raketen in dem Gebiet ein, in dem unter anderem die US-Botschaft liegt. Nach Angaben aus KrankenhÀusern, Sicherheitskreisen und von Augenzeugen kamen mindestens 25 Menschen ums Leben, rund 450 wurden verletzt.
Parlament belagert
Al-Sadrs AnhĂ€nger hatten in den vergangenen Wochen das Parlament belagert. Am Montag stĂŒrmten sie den Regierungspalast mit dem BĂŒro von MinisterprĂ€sident Mustafa al-Kasimi und besetzten ihn.

Al-Sadr will jetzt in einen Hungerstreik treten
Al-Sadrs Bewegung war aus der Parlamentswahl im vergangen Oktober als stĂ€rkste Kraft hervorgegangen. Es gelang ihm aber nicht, eine Regierung zu bilden. Er weigerte sich dabei, mit den pro-iranischen Parteien zu kooperieren. In dieser politischen Pattsituation forderte Al-Sadr die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen, was seine Gegner ablehnen. Zugleich setzte der Prediger auf den Druck der StraĂe.
Nach den gewaltsamen Protesten unterstĂŒtzt Iraks PrĂ€sident Barham Saleh jetzt vorgezogene Neuwahlen. Eine erneute Stimmabgabe "in Ăbereinstimmung mit einem nationalen Konsens stellt einen Ausweg aus dieser erdrĂŒckenden Krise dar", erklĂ€rte Saleh in einer im Fernsehen ĂŒbertragenen Rede.
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