Kreml-Kritiker Nawalny bekam Zusatzstrafe von neun Jahren Haft

Alexej Nawalny
Menschenrechtsorganisationen sprechen von einem Prozess als Farce. Putins härtester Kritiker kommt in ein Straflager unter strengsten Auflagen.

Ein Moskau Gericht hat den inhaftierten Kremlgegner Alexej Nawalny in einem weiteren umstrittenen Prozess schuldig gesprochen. In dem als politische Inszenierung kritisierten Verfahren sprach die Richterin den bekanntesten Gegner von Kremlchef Wladimir Putin unter anderem wegen Betrugs in besonders großem Umfang für schuldig. Das meldete die Agentur Interfax am Dienstag aus der Verhandlung. Dem 45-Jährigen wurden neun weitere Jahre Haft aufgebrummt. 

Das heißt: Alexej Nawalny wird nicht nach seinen "ersten" Strafen im August 2023 nach zweieinhalb Jahren Haft wegen Betrugs entlassen, sondern muss bis zum Jahr 2032 in Gefangenschaft ausharren. Wegen angeblicher "Korruption". Mit ziemlicher Sicherheit kommt er jetzt in ein sibirisches Umerziehungslager, wo er viel weniger Freiheiten haben wird, als in dem Straflager 100 km nödlich von Moskau, wo er sich jetzt befindet.

Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International sprechen von einem Prozess als Farce. Seine Anwälte sprechen von "politischer Verfolgung".

Kreml-Kritiker Nawalny bekam Zusatzstrafe von neun Jahren Haft

Nawalny vor dem Sondergericht

 Nach der Urteilsverkündung meldete sich auch Nawalnys Frau Julia auf Instagram: „Wir sind bereits mehr als 20 Jahre zusammen, und Jahr für Jahr lernen wir, gute Eltern und gute Ehepartner zu sein. Und wenn wir durchgehend Druck standhalten müssen, dann werden wir auch diese Aufgabe meistern.“
Dazu postete Nawalnaja ein Foto, das sie, Alexej und die beiden gemeinsamen Kinder Darja und Sachar zeigt.

„Ich liebe dich, mein teuerster Mensch auf dieser Welt“, beendete die 45-Jährige ihren Beitrag. „Und bereits seit vielen, vielen Jahren höre ich nicht auf, stolz auf dich zu sein.“

Alexej Nawalny diesmal wegen angeblicher Veruntreuung von Geldern für seine inzwischen in Russland verbotene Anti-Korruptionsstiftung und wegen Beleidigung einer Richterin in einem früheren Verfahren. Nach Angaben seines Teams hatten ihm bis zu 15 Jahre Haft gedroht.

Der Putin-Gegner verbüßt eine mehrjährige Haftstrafe in einem Straflager in Pokrow rund 100 Kilometer östlich von Moskau. Dort wurde auch der Prozess abgehalten.

Giftanschlag überlebt

Nawalny hatte einen Mordanschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok im August 2020 nur knapp überlebt. Präsident Putin wies eine Beteiligung zurück. Die EU hatte wegen des Attentats Sanktionen gegen Russland verhängt. Nawalny kehrte nach seiner Genesung in Deutschland vor gut einem Jahr nach Russland zurück. Er wurde am 17. Jänner 2021 am Flughafen in Moskau festgenommen, weil er gegen Auflagen in einem anderen Strafverfahren verstoßen haben soll und wurde später deswegen verurteilt. Eine Bewährungsstrafe wurde so in Arbeitslagerhaft umgewandelt.

Auch bei der Urteilsverkündung am Dienstag schickte Nawalny ein Lächeln in die Welt. Sein Team will weiter machen und die Korruption und Reichtümer des Kremlherren und seiner Vertrauten publik machen.

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