Kneissl: „Ein Knicks und kein Kniefall“

Kneissl: „Ein Knicks und kein Kniefall“
Außenministerin Kneissl hat Putin „spontan“ eingeladen. Das Russen-TV eigentlich gar nicht.

Am Freitagabend ist Außenministerin Karin Kneissl erstmals nach ihrer umstrittenen Hochzeit und einer kurzen Flitterwoche wieder auf die Politbühne zurückgekehrt. Die Bühne war eine kleine und stand in der Gerberei in St. Johann in Tirol. 100 Gäste waren der Einladung zu einem Polit-Talk vom Alumni-Verein des örtlichen Gymnasiums gefolgt.

Absolventen der Diplomatischen Akademie (DA) in Wien sollten sich wiederum am Samstag in einem offenen Brief gegen Kneissl wenden. Sie riefen die Führung der Akademie dazu auf, die Ministerin nicht mehr zu Veranstaltungen einzuladen, berichtet die Presse. Dass sie ihre „enge Freundschaft“ mit Putin zur Schau gestellt habe, sei nicht mit den Werten der Diplomatischen Akademie vereinbar.

Und auch in St. Johann gab es Kritik an dem Tanz mit Putin samt Knicks. Die Bilder hätten ihn „sprachlos“ gemacht, sagte ein Mann, der eine Erklärung von der Außenministerin verlangte. „Ich bin die allerletzte die sich unterwirft. Es war ein Knicks und kein Kniefall“, entgegnete Kneissl. Am Rande der Veranstaltung sprach sie mit dem KURIER.

 

KURIER: Sie kommen gerade aus Ihrer Flitterwoche zurück. Hätten Sie damit gerechnet, dass Ihre Hochzeit solche Wellen schlägt?

Karin Kneissl: Nein. Es ist, was uns anbelangt, Gott sei Dank eine kleine Hochzeit geblieben. Es waren insgesamt 80 Gäste. Ich hatte diese Hochzeit immer als kleine Hochzeit geplant. Bis zu dem Tag, als ich vom russischen Botschafter die Nachricht bekam, dass Wladimir Putin eine Einladung annimmt, die ich ihm spontan an dem Abend gegeben hatte, als wir ihn im Kunsthistorischen Museum zu Gast hatten.

Wie ist es dazu gekommen?

Ich habe dort vielen anderen Regierungsmitgliedern der Höflichkeit halber eine Einladung gegeben. Die Einladungen sind an dem Tag gerade auf meinem Schreibtisch gelandet. Ich habe einen Packen mitgenommen. Ich habe mir dann spontan gedacht, ich stelle Putin meinen Mann vor. Es war ein spontanes Freudeteilen. Ich hätte nie gedacht, dass er die Einladung annimmt – genauso wie viele andere die Einladung nicht angenommen haben.

Haben Sie die Macht der Bilder unterschätzt?

Nein. Die Macht der Bilder ist mir schon bewusst. Aber es ist natürlich die Frage, welche Bilder man in den Fokus setzt. Ich habe selbst lange genug in der Berichterstattung gearbeitet. Es geht letztendlich darum, dass sie Vertrauen aufbauen können, dass man den persönlichen Kontakt aufbaut, um daraus wiederum erfolgreiche Außenpolitik zu gestalten.

Haben Sie aber nicht auch Vertrauen zerstört? Ihr Knicks wurde vielfach als ein Kniefall interpretiert.

Das hat damit zu tun, wie man das interpretieren möchte. Jeder, der mal auf einem Ball war, hat einen Knicks gesehen. Und wer mich kennt, weiß, dass ich nie vor irgendjemandem einen Kniefall mache.

Sie haben vorhin im Talk erwähnt, dass der alte römische Machtgrundsatz „Teile und herrsche“ in der Weltpolitik immer noch gültig ist. Gilt das nicht vor allem für Russland, dem immer wieder vorgeworfen wird, zu spalten?

Das ist eine Konstante in der Weltgeschichte, auf die ich keinen Staat der Welt reduzieren würde. Ich habe das in vielen nahöstlichen Staaten erlebt, dass man durch ein „Teile und herrsche“ zwischen einzelnen Nachrichtendiensten in diesen Ländern Herrschaft ausüben kann.

War Ihnen bewusst, dass das auch als russischer Propagandasender bezeichnete Russia Today (RT) bei Ihrer Hochzeit sein und diese Bilder von Ihrem Tanz mit Putin dann ausstrahlen wird?

Wir haben eigentlich von Anfang an gesagt, es kommen keine Bilder raus. Ich habe auch keine Journalisten-Akkreditierungen gemacht. Ich wollte aus der ganzen Hochzeit sicher kein mediales Spektakel machen. Es haben mich viele gefragt, die gerne Exklusivgeschichten gemacht hätten. Ich habe keine Interviews vorher gegeben. Ich wollte die Hochzeit als ein privates Fest behalten.

Ist es Ihnen dann recht, dass Russia Today diese Bilder übertragen hat?

Das waren private Aufnahmen, die ihren Weg an die Öffentlichkeit gefunden haben. Ich habe alles darangesetzt, dass es ein privates Fest bleibt.

Also war RT nicht akkreditiert?

Mit Ausnahme eines Fotografen der APA hat es keine Akkreditierungen gegeben.

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