Keine Aufregung um Trump-Interview

Rund ein Dutzend nachweislich falsche oder nicht überprüfbare Dinge hat Trump in einem Interview behauptet - ohne dass es jemanden stören würde.

Nordkorea sei ein Problem, das China lösen könnte, wenn es nur wollte. Er führt in den Umfragen (was nicht stimmt). Er hat unzählige schwarze Communitys abseits von Philadelphia und Detroit besucht (was nicht stimmt). Die Briten nennen ihn „Mr Brexit“ (was nicht stimmt). Er hat einen viel volleren Terminkalender als seine Konkurrentin Hillary Clinton (was nicht stimmt). Die Debatten mit ihr werden manipuliert sein.

Ein Dutzend nachweislich falsche oder zumindest nicht überprüfbare Dinge hat Donald Trump gestern in einem Telefon-Interview bei CNBC behauptet. Er hat die Senatorin Elizabeth Warren als „Pocahontas“ bezeichnet und behauptet, dass das FBI und das Justizministerium nicht mehr unabhängig sind. Bei jeder anderen Präsidentschaftswahl wäre das Interview ein Skandal gewesen, der die Medien über Tage hinweg beschäftigt hätte und dem Kandidaten massiv geschadet hätte.

Die größte Aufregung um Trumps Interview war, dass es keine gab. Eine rassistische Äußerung von Trump sei eine „Hund-beißt-Mann“-Geschichte, also: keine Geschichte. Nichts Neues, nichts Aufregendes. Dass Trump lügt: Auch kein Newswert mehr, das tut er ständig. „Wir sind als Gesellschaft taub geworden“, schreibt Matthew Yglesias auf vox.com. Es sei mittlerweile akzeptiert, dass ein Kandidat sich rassistisch äußert, dass er keine Antworten auf zentrale Fragen hat, dass er seine politischen Gegner beschimpft. Ob Donald Trump bei der Wahl gewinnt oder nicht: Den politischen Diskurs hat er längst verändert.

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