Der Kampf um das Soja-"Steak"

Der Kampf um das Soja-"Steak"
Veganes Fleisch darf in Frankreich wieder Fleisch genannt werden. Das hat der Europäische Gerichtshof entschieden.

von Geoffrey Ebner

Die französische Gourmetküche ist reich an tierischen Proteinen – von Steak Tartare bis Beef Bourguignon. Die Franzosen essen auch viel davon. Mit 86 Kilogramm pro Kopf und Jahr stehen sie auf Platz sieben der Fleischesser-Hitparade (Stand 2021). 

Frankreich ist außerdem der größte Exporteur von Rindfleisch in Europa. Dementsprechend einflussreich waren Stimmen aus der Fleischindustrie, als  sich das Land im Frühjahr 2024 entschied, dass Fleischersatzprodukte nicht mehr als „veganes Fleisch“ bezeichnet werden dürfen. Aus war es nun mit Bezeichnungen wie „veganes Beef Bourguignon“. Frankreich war das erste EU-Land, das eine solche Maßnahme gegen Fleischersatzprodukte ergriffen hat.

Das Gesetz hat aber nur wenige Monate gehalten. Im Oktober wurde es vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) gekippt. Die EU möchte den freien Warenverkehr schützen. Dafür brauche es einheitliche Regelungen. Seit Dienstag sind Fleischbezeichnungen bei veganen Produkten in Frankreich wieder erlaubt.

Die EU schützt nur wenige Bezeichnungen von Tierprodukten, wie jene von Milchprodukten: Begriffe wie „Hafermilch“ oder „Sojabutter“ sind also nicht erlaubt. 
In Österreich gibt es eine Codexleitlinie über die Bezeichnung und Auslobung von veganen Lebensmitteln, sagt Ernährungswissenschafterin Sonja Reiselhuber-Schmölzer. Zusätzlich gelten die EU- und österreichweiten Verbote von Irreführung bei Lebensmitteln. Bei einem Schnitzel aus Erbsenprotein muss also ersichtlich sein, dass es kein Fleisch enthält.

Fleischersatzprodukte sind in vielen Ländern Europas Stoff intensiver gesellschaftlicher Debatten. In Frankreich kamen einst vor allem Adelige und die Oberschicht in den Genuss von Fleisch. Heute sind es vor allem Arbeiter.

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