Milei tritt als Krypto-Star auf - und ist selbst in einen Skandal verwickelt

Den Palacio Vistalegre in der spanischen Hauptstadt Madrid kennt Javier Milei schon gut. Vor einem Jahr gastierte der argentinische Präsident dort auf Einladung der spanischen Rechtspopulisten. Milei tobte, holte verbal gegen die Frau von Regierungschef Pedro Sánchez aus - und sorgte damit für einen diplomatischen Eklat.
Nun kehrt Milei zurück. Am Sonntag wird er beim Madrider Wirtschaftsforum sprechen, das von einem Krypto-Unternehmen organisiert wird.
In seiner südamerikanischen Heimat macht Milei derzeit lieber einen Bogen um das Thema. Der ultralibertäre Präsident steckt nämlich bis zum Hals in einer Krypto-Affäre.
Hintergrund: Im Februar hat der selbst ernannte Anarchokapitalist die neue Kryptowährung Libra beworben, mit der die strauchelnde Wirtschaft im Land angekurbelt werden solle. „Die Welt will in Argentinien investieren. $LIBRA“, schrieb Milei auf dem Kurznachrichtendienst X – und stellte den Link zum Investieren für seine fast vier Millionen Follower gleich dazu.
Das schlug Wellen: Der Wert des Coins schoss raketenartig in die Höhe, um nach nur zwei Stunden wieder genauso schnell nach unten zu krachen. Einige wenige Anleger kassierten saftige Gewinne. Zehntausende wurden hingegen um insgesamt mehr als 200 Millionen US-Dollar geprellt.
Betrugsmasche?
Experten orten einen „Rug Pull“, eine Betrugsmasche im Krypto-Bereich, das Magazin Forbes den „größten Krypto-Diebstahl aller Zeiten“. In Argentinien wuchs er zur Staatsaffäre – und ist der größte Skandal in Mileis bisheriger Amtszeit. Auch wenn sich der Präsident um Schadensbegrenzung bemüht und sein Posting nach dem Crash prompt löschte. Vorwürfe der Marktmanipulation weist er von sich; er habe „Einzelheiten nicht gekannt“.
Die argentinische Staatsanwaltschaft hat bereits Ermittlungen wegen mutmaßlichen Betrugs und der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung aufgenommen. Inzwischen ist bekannt, dass Milei und seine Schwester Karina wichtige Köpfe hinter der Digitalwährung im Regierungssitz, der Casa Rosada, empfangen hatten. Ihre Finanzflüsse werden geprüft. Auch das US-Justizministerium ermittelt nach einer Sammelklage gegen mehrere Personen.
Die argentinische Opposition wittert Machtmissbrauch, hat einen Untersuchungsausschuss eingerichtet und strebt ein Amtsenthebungsverfahren an, das allerdings als wenig aussichtsreich gilt. Zudem wirft sie dem Rechtspopulisten Vertuschung vor. So hat Milei unlängst die eigens gegründete Taskforce abgedreht. Das entsprechende Dekret erließ er im Schatten der Siegesfeier bei den Kommunalwahlen in Buenos Aires. Sein libertäres Bündnis fuhr dort einen historischen Sieg ein. Bei den Kongresswahlen im Oktober will er seine Position weiter stärken.
Doch auch wenn es im „Caso Libra“ zu keinem Strafverfahren kommen sollte: Mileis Glaubwürdigkeit und sein Image als Finanzgenie sind im Land beschädigt. Bei dem spanischen Krypto-Event im Palacio Vistalegre wird er trotzdem als Starredner auftreten. Ein Handshake mit Sánchez’ Linksregierung ist aber wohl nicht vorgesehen.
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