Istanbul: Bub liefert Erfolgs-Slogan für Erdoğan-Gegner

"Alles wird sehr schön", machte der 15-Jährige dem oppositionellen Bürgermeisterkandidaten Mut und wurde landesweit bekannt.

Es war eine Mehrheit von nur 20.000 Stimmen, die Ekrem Imamoglu Ende März zum ersten oppositionellen Bürgermeister Istanbuls seit 25 Jahren machen sollte. Den Posten konnte der Sozialdemokrat aber nicht antreten. Die Regierungspartei von Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte das Wahlergebnis erfolgreich angefochten.

Am 23. Juni muss der Urnengang wiederholt werden, was landesweit zu Unmut und Boykottaufrufen und auch international zu Kritik führte.

„Den Mund aufmachen“

Im Wahlkampf von Imamoglus CHP wurde ein 15-Jähriger unverhofft zur wichtigen Figur. Nach einer Wahlveranstaltung im Istanbuler Stadtteil Bakirköy war der 15-jährige Berkay Imamoglus Bus hinterher gerannt. Immer wieder rief er „Alles wird sehr schön werden“ (Her sey çok güzel olacak).

Imamoglu, der inzwischen für die türkische Opposition zum größten Hoffnungsträger des Landes avanciert ist, nahm den enthusiastischen Slogan des Jungen dankend entgegen. Auf Twitter wurde er von zahlreichen Kunst- und Kulturschaffenden geteilt.

„Es ist kein Satz, über den ich viel nachgedacht habe, aber er trägt viel Bedeutung in sich. Die Menschen dürfen nicht schweigen, sondern müssen ihren Mund aufmachen“, erklärte Berkay.

Der Spruch wurde zu einem Symbol des politischen Widerstandes und wurde zuletzt sowohl von Zusehern des Tennismatches von Roger Federer bei den Madrid Open als auch während eines Fußballspiels von Fenerbahçe Istanbul benutzt.

Präsident Erdoğan kündigte daraufhin an: „Die Vorkommnisse werden notiert und wir werden die notwendigen Schritte einleiten.“

„Habe Hoffnung“

Regierungsnahe Medien stellten Berkays Worte in Verbindung zur FETÖ, jener angeblichen Terrororganisation mit Verbindungen zum Prediger Fethullah Gülen, die für den Putschversuch im Sommer 2016 verantwortlich gemacht wird.

„Ich wollte für meine Ausbildung und eine bessere Zukunft ins Ausland gehen, doch durch Imamoglu habe ich die Hoffnung auf eine bessere Zukunft (in der Türkei, Anm.) zurückgewonnen“, sagt der Jugendliche.

Die Angst Erdoğans vor dem politischen Kontrahenten ist nicht unbegründet, denn Erdoğan selbst begann seinen politischen Aufstieg mit der Wahl zum Bürgermeister in Istanbul.

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