Wie Israels Bomben auf Syrien die Drusen schützen sollen

An annual gathering at the Nabi Shuayb Shrine, a holy place for the Druze community, at Majdal Shams
Syriens drusische Minderheit ruft nach massiven Angriffen radikaler Islamisten um Hilfe. Israel antwortet - und bombardiert nahe Damaskus.

Syriens neuer Machthaber Achmad a-Scharaa gerät unter Druck: Bei den Angreifern auf drusische Ortschaften, wobei an die hundert Menschen getötet wurden, handelt es sich um Islamisten, die an seiner Seite im Bürgerkrieg gegen das gestürzte Assad-Regime kämpften. Jetzt bedrohen sie seine Versuche, die staatliche Einheit Syriens zu bewahren.

Israel reagierte bereits in der Nacht zum Freitag mit einem Luftangriff in unmittelbarer Nachbarschaft zum Präsidentenpalast in Damaskus. Verteidigungsminister Israel Katz sprach von einer klaren Botschaft: „Wir werden kein Vorgehen bewaffneter Kräfte südlich von Damaskus oder Angriffe gegen die Drusen zulassen.“ Syrische Quellen berichten auch von einem Drohnen-Angriff gegen Islamisten, die drusische Häuser in Dscharamana am östlichen Stadtrand von Damaskus bedrohten.

Pufferzone 

Die Lichter der syrischen Hauptstadt Damaskus sind bei Nacht von den knapp 40 Kilometer entfernten annektierten Golan-Höhen aus gut zu sehen. Auch die meisten drusischen Ortschaften liegen auf Sicht- und sogar Rufweite zu den drusischen Dörfern auf der israelischen Seite der Golanhöhen. Israels Armee hält seit Ende 2024 Stellungen auf der syrischen Seite der Grenze: „Als temporäre Pufferzone und nicht auf Dauer.“

Einige radikale Minister aus der Regierung von Premier Benjamin Netanjahu hingegen befürworten die Einrichtung einer Sicherheitszone auf syrischer Seite -in Zusammenarbeit mit den drusischen Gemeinden. Das ist ein Ziel, das bislang bei den Drusen in Syrien wie Israel umstritten blieb.

Achmad a-Scharaa bemüht sich um Verständigung mit den Minderheiten. Im Bürgerkrieg kämpften sie zum Teil mit der Assad-Armee gegen ihn. Doch dann kam es im März zu schweren Angriffen gegen die Alawiten im Nordwesten.

Wo bleibt der Schutz?

Den Drusen versprach a-Scharaa „Schutz in einem geeinigten Syrien“. 2015 verbot die geistliche Führung der syrischen Drusen jede Teilnahme am Bürgerkrieg. Am Donnerstag protestierte das geistliche Oberhaupt der Drusen Chikmat al Hidschri: „Wo bleibt denn jetzt der versprochene Schutz?“

A-Scharaa weiß, dass sein Versuch, die ethnisch-religiöse Aufsplitterung Syriens zu verhindern, auf dem Prüfstand steht. Er kündigte die Verlegung ihm loyaler Truppen zum Schutz der Drusen an. Doch immer häufiger kommt es zu eigenmächtigen Aktionen ehemals verbündeter Islamisten.

SYRIA-ISRAEL-CONFLICT

Syrische Sicherheitskräfte nahe Damaskus

Von einer Neuauflage des Bürgerkriegs wären auch Libanon und Jordanien bedroht. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kocht sein eigenes Süppchen. Die türkische Armee hält in Nordsyrien selbst weite Gebiete besetzt. Dort ist die türkische Lira bereits Handelswährung.

Erdogan äußerte noch am Donnerstag Konterdrohungen: „Unsere Reaktionen werden sich vielfältig zeigen, wenn es zu Versuchen Israels kommt, Syriens Stabilität zu untergraben.“

Israels Regierung kommt die Verschärfung der Lage in Syrien ungelegen. Durch die neuen Kämpfe im Gazastreifen sind die Kräfte der Armee aufs Äußerste angespannt. Drusische Jugendliche protestierten in der Nacht zum Freitag „gegen die Untätigkeit der Regierung“. Sie legten fast alle Schnellstraßen Nordisraels lahm. Zu Schutzeinsätzen für die Drusen in Syrien melden sie sich freiwillig. Ihre Bereitschaft zur Teilnahme an den auch in Israel umstrittenen Kämpfen im Gazastreifen sinkt dagegen rapide.

Alle Augen richten sich jetzt auf Washington. Wo die Regierung Trump gerade feststellen muss, dass ihre Nahostpolitik im Gazastreifen, am Golf und in den Verhandlungen mit dem Iran etwas zu breit gefächert ist. Jetzt kommt auch Syrien noch hinzu.

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