Suche nach entführten Kindern
Auch mehr als zehn Tage nach der Entführung von drei 15-jährigen Israelis in den besetzten Palästinensergebieten südlich von Jerusalem fahnden Israels Sicherheitskräfte weiter mit allen Kräften. Doch Entführer wie Entführte bleiben verschwunden. Absperrungen, systematische Hausdurchsuchungen, täglich Dutzende Festnahmen und Lahmlegung des Alltags provozieren verstärkt Proteste. Bei Zusammenstößen wurden mindestens drei palästinensische Jugendliche getötet.
Mittlerweile stellen auch israelische Sicherheitsexperten Wirksamkeit wie Angemessenheit der Fahndungsmethode infrage.
Doch der Druck zeigt Wirkung: Die terroristische Infrastruktur der Hamas ist stark angeschlagen. Auch Sozialeinrichtungen und Geldwechselstuben werden diesmal bis in den letzten Winkel durchsucht. Sie fielen in der Vergangenheit oft als Geldwaschanlagen auf, blieben aber trotzdem meist unbehelligt.
Trotzdem: „Durch die Suche wird das Versteck wohl kaum noch zu finden sein“, merkte ein hochrangiger Ex-Agent des Geheimdienstes im Radio an, „allenfalls kann solcher Druck die Entführer zu Fehlern verleiten.“ Nicht ohne Risiko: Die letzte Entführung mit lebenden Geiseln fand vor 20 Jahren statt. „Seit damals ermorden die Entführer ihre Geiseln kurz nach oder bei der Entführung.“
Hamas unter Druck
Die engmaschige Fahndung ist wohl auch der Grund, dass es bislang keine Forderungen von Geiselnehmern gab. Israelische wie palästinensische Schätzungen gehen davon aus, dass Hamas hinter den Entführungen steckt. Drei namhafte Hamas-Aktivisten sind seit der Entführung verschwunden.
Entsprechend laut deren Drohungen: „Israel wird schwerstwiegende Folgen in Kauf nehmen müssen“, erklärte ein Sprecher. Auch zu weiteren Entführungen wurde aufgerufen. Fast täglich werden Raketen aus dem Gazastreifen nach Israel abgefeuert. Sie richteten bisher kaum Sachschaden an, verbreiten aber Schrecken unter der Zivilbevölkerung. Israelische Flugzeuge bombardierten im Gegenschlag in der Nacht zum Sonntag Hamas-Einrichtungen bei Gaza.
Mahmud Abbas, der Präsident der palästinensischen Autonomie, rief zur Freilassung der Geiseln auf: „Sie sind Menschen genau wie wir und müssen zu ihren Familien.“ Für Israels Geheimdienst eine „mutige und beeindruckende Haltung“. Doch Israels Premier Netanjahu ignorierte den Aufruf. Ebenso wie die rege Zusammenarbeit der palästinensischen Polizei mit der israelischen Armee. Netanjahu machte Abbas öffentlich für die Entführung verantwortlich. Der fordert „erst einmal handfeste Beweise“ für Netanjahus Anschuldigungen und sieht sich zugleich vor der palästinensischen Öffentlichkeit am Pranger: „Er tönt wie Israels Armeesprecher“, höhnte die Hamas.
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