Al-Baghdadi kündigte Ausdehnung des Kalifats an
Der Chef der Extremistenorganisation Islamischer Staat, Abu Bakr al-Baghdadi, hat islamistischen Internetseiten zufolge die Ausdehnung seines selbst ernannten Kalifats auf weitere Staaten verkündet. In einer am Donnerstag verbreiteten Rede wurden Saudi-Arabien, Jemen, Ägypten, Libyen und Algerien genannt.
Baghdadi rief demnach seine Anhänger auf, die saudi-arabische Herrscherfamilie - den "Kopf der Schlange" - sowie die Schiiten in dem Königreich anzugreifen. Der US-geführte Feldzug gegen den IS in Syrien und dem Irak sei gescheitert.
Die Echtheit der Aussagen ließ sich zunächst nicht bestätigen. In den vergangenen Tagen war spekuliert worden, Baghdadi sei bei amerikanischen Luftangriffen verwundet oder sogar getötet worden. Das US-Militär hatte nach eigener Auskunft nahe der größten nordirakischen Stadt Mossul einen Konvoi aus zehn Lkw zerstört, in dem mehrere Anführer des IS vermutet wurden.
Heftige Kämpfe in Kobane
Rauchschwaden über der Stadt, Maschinengewehrsalven sind zu hören: Indes gehen die Gefechte zwischen Kurden und der Terrormiliz IS um die syrische Grenzstadt Kobane unvermindert heftig weiter. Wie ein Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur (dpa) auf der türkischen Seite der Grenze am Donnerstag berichtete, hingen schwarze Rauchschwaden über der Stadt, Maschinengewehrsalven waren zu hören.
Augenzeugen meldeten zudem mehrere Luftangriffe des von den USA angeführten Bündnisses auf den IS. Die Kurden berichteten von militärischen Erfolgen im Osten und Süden. Idris Nassan, ein Sprecher für auswärtige Angelegenheiten in Kobane, sagte der dpa, dass die Kämpfer die Dschihadisten aber nur langsam zurücktrieben, um Verluste in den eigenen Reihen gering zu halten.
Unterstützung durch Luftschläge
Aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen des IS werde nach jedem Angriff auf die Extremisten die Umgebung systematisch durchkämmt. Luftschläge hätten Versammlungen der Dschihadisten sowie einige Versorgungswege zum Ziel gehabt.
Syrische und irakische Kurden kämpfen derzeit gemeinsam gegen IS-Einheiten, die seit Wochen versuchen, die Grenzstadt einzunehmen. Unterstützt werden sie durch Luftangriffe einer Koalition unter Führung der USA.
Kämpfe auch im Irak - Frankreich erwägt Verlegung von Kampfjets
Frankreich erwägt eine Verlegung von Kampfjets nach Jordanien, um die radikale Miliz im benachbarten Irak schneller angreifen zu können. "Wir denken über eine Stationierung in Jordanien nach", sagte Armeesprecher Gilles Jaron am Donnerstag. "Das würde die Zeit in der Luft zwischen Starts und Einsätzen über dem Irak verringern." Gespräche mit den Behörden in Amman liefen bereits. Einem Diplomaten zufolge wird noch im November mit einer Entscheidung gerechnet.
Als Fürst der Finsternis wird er bezeichnet, oder auch als neuer Bin Laden: Der Iraker Abu Bakr al-Baghdadi ist der Anführer der dschihadistischen Extremistengruppe Islamischer Staat. Seit dem Wochenende mehren sich nun Gerüchte, dass der Terrorist tot sein könnte – umgekommen bei einem US-Luftangriff. Eine Bestätigung dafür gibt es nicht, ein Dementi aber bisher ebenso wenig.
Über Baghdadi ist kaum etwas bekannt, in die Öffentlichkeit tritt er so gut wie nie. Der selbst ernannte Kalif legt Wert auf Unsichtbarkeit. Selbst vor den eigenen Kommandanten soll er sein Gesicht hinter einer Maske verbergen.
Doktor in Islamstudien
Zu seinem Leben kursieren wenige Daten: 1971 ist er als Ibrahim Awad Ibrahim Ali al-Badri in Samarra geboren, einer irakischen Stadt nahe Bagdad. Seine Familie sei religiös gewesen. An der Universität von Bagdad habe er einen Doktortitel in Islamstudien erworben. Aber selbst diese Informationen stammen von islamistischen Websites und könnten zur Legendenbildung erfunden worden sein.

Nur ein weiteres Foto von ihm (siehe oben) wurde dieses Jahr während seiner Predigt in der großen Moschee in Mossul aufgenommen. Kurz davor hatte er sich selbst zum Kalifen ernannt.
"Ich sehe euch in New York"
Seine Verbindung mit dem IS geht einige Jahre zurück. Falls Baghdadi noch nicht vor seiner Festnahme radikalisiert wurde, soll es spätestens im Gefängnis soweit gewesen sein. 2009 wurde er freigelassen. Offenbar soll er damals gesagt haben: "Ich sehe euch in New York."
Nach seiner Zeit im Gefangenenlager begann der Aufstieg Baghdadis. Bei einem Luftangriff kam sein Vorgänger um, Baghdadi wurde Chef des El-Kaida-Ablegers Islamischer Staat im Irak. Sich der El-Kaida-Führung zu unterwerfen, lehnte er aber ab. Das führte zum Bruch mit El-Kaida-Chef Sawahri.
Finanzielle Unabhängigkeit
Im April 2013 gründete Baghdadi seine eigene Organisation: den Islamischen Staat im Irak und Syrien (ISIS), Vorläufer des IS. Mit systematischen Angriffen auf Gefängnisse im Irak befreite er Hunderte von Extremisten. Auch macht er den IS nicht von reichen Geldgebern abhängig, sondern finanziert sich durch den Schmuggel von Öl, Plünderungen und Schutzgeldzahlungen.
Spätestens seit der Eroberung der irakischen Millionenstadt Mossul dieses Jahr gilt Baghdadi bei vielen Islamisten als die wahre Nummer eins. Noch vor Sawahri, dem Chef der El-Kaida.
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