Kämpfer der Terrorgruppe Islamischer Statt entführten dutzende Dorfbewohner

© REUTERS/STRINGER

Islamischer Staat

Dschihadisten entführen dutzende Dorfbewohner

Die Einwohner von Tal Ali hatten sich gegen die Kämpfer der Terrorgruppe aufgelehnt.

09/04/2014, 02:31 PM

Die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) hat dutzende Bewohner eines Dorfes im Norden des Irak entführt, die sich gegen die Miliz aufgelehnt hatten. Die Polizei und Augenzeugen berichteten, die Extremisten seien am Donnerstag mit zahlreichen Kämpfern in das Dorf Tal Ali in der Provinz Kirkuk zurückgekehrt und hätten dort rund 50 Einwohner verschleppt.

Die Dorfbewohner hatten zuvor die schwarze Flagge der Dschihadisten verbrannt und eine ihrer Stellungen zerstört, nachdem sich die IS-Kämpfer aus dem Ort zurückgezogen hatten.

"Ethnische Säuberung"

Es ist nicht das erste Mal, dass die IS-Kämpfer Zivilisten entführen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat den Extremisten "ethnische Säuberungen" vorgeworfen sowie, tausende Angehörige religiöser Minderheiten wie Jesiden und Christen verschleppt und die Frauen teilweise an ihre Kämpfer verkauft zu haben.

Nachdem sich die irakische Armee zunächst weitgehend kampflos zurückgezogen hatte, ging sie später mit Hilfe kurdischer und schiitischer Milizen und der Unterstützung der US-Luftwaffe zur Gegenoffensive über. Auch wenn sich der Vormarsch schwierig gestaltet, wurden inzwischen doch mehrere wichtige Städte wie Amerli zurückerobert.

Biden: Rache an Dschihadisten

US-Vizepräsident Joe Biden richtete nach den Tötungen zweier Journalisten direkte Worten an die Terroristen der Miliz: „Wir werden sie bis zu den Toren der Hölle verfolgen, bis sie zur Rechenschaft gezogen werden. Denn die Hölle ist der Ort, wo sie sein werden“, sagte Biden. Es gehe darum, die jüngsten Enthauptungen zweier US-Journalisten zu rächen, so Biden am Mittwoch bei einer Veranstaltung im US-Staat New Hampshire.

Nach dem beispiellosen Vormarsch der Terrorgruppe befürchtet Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier Angriffe der Dschihadisten auf weitere Staaten. Die Extremisten hätten einen ideologischen Anspruch, „der weit über den gegenwärtigen Irak hinausgeht“, sagte der SPD-Politiker am Mittwochabend in Hamburg. Unter anderem sei Saudi-Arabien mit im Fokus, ebenso Jordanien.

Deutschland liefert Ausrüstung

An diesem Donnerstag soll erstmals militärische Ausrüstung aus Deutschland für den Kampf der Kurden gegen die IS-Miliz in den Irak geliefert werden. Außerdem sollen kurdische Peschmerga-Kämpfer in Deutschland an der tragbaren Panzerabwehrwaffe „Milan“ ausgebildet werden, teilte das Verteidigungsministerium mit.

Auch US-Präsident Barack Obama will die Enthauptung des US-Journalisten Steven Sotloff nicht ungesühnt lassen. „Wir werden für Gerechtigkeit sorgen“, sagte Obama in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Obama und der britische Premierminister David Cameron schrieben in einem Beitrag für die „Times“, wenn die Terroristen dächten, die USA und Großbritannien würden angesichts ihrer Drohungen schwach, hätten sie sich schwer getäuscht. „Länder wie Großbritannien und Amerika werden sich von barbarischen Mördern nicht einschüchtern lassen.“
Die USA und Großbritannien bestätigten, dass ein IS-Video mit der Enthauptung Sotloffs authentisch sei. Das hätten Geheimdienst-Analysen ergeben.

Arabische Satiriker über IS - "Dschihad Unchained"

Der Aufstieg des "Islamischen Staates" (IS) in Syrien und dem Irak ist begleitet von Schrecken, Panik und beispielloser Gewalt – die Ratlosigkeit auf politischer Ebene, wie damit zu verfahren sei, hat in der arabischen Welt aber auch Satiriker auf den Plan gerufen, die sich in sozialen Medien und in TV-Shows äußern: durch Fotomontagen, Kurzfilme oder Stand-ups. Die Stoßrichtung: Die IS vertrete einen naiv-barbarischen Islam.

Da ist etwa der Kurzfilm eines palästinensischen Kollektivs, eine Szene an einer Straßensperre. Ein Christ wird gestoppt, es kommt zu einem Streit unter den IS-Kämpfern, wer ihn erschießen darf, um Gottes Segnungen zu erfahren. Der Christ stirbt an einem Herzinfarkt. Die Dschihadisten bitten ihn, mit dem Sterben zu warten und versprechen ihm, ihn auch wirklich zu töten.

In einem anderen Film fährt ein Taxifahrer einen Salafisten, der über diverse moderne Errungenschaften wie Autoradio oder Mobiltelefone lästert. Letztendlich schmeißt der Fahrer seinen Gast aus dem Auto und rät ihm, sich ein Kamel zu suchen.

Solche Späße sind aber auch Propaganda. So strahlt das syrische Staatsfernsehen eine Show aus, in der die IS aufs Korn genommen wird.

Dass solche Parodien aber durchaus einen Nerv treffen, belegt die Welle an Postings in sozialen Netzwerken. Als besonders beliebte Inspiration zu Wortwitzen erweisen sich dabei Filmtitel. Wie etwa "Kill Bill, Kill Everyone", "Dschihad Unchained", "I Know What You Did Last Ramadan" oder "My Best Friends 11-Year-Old Daughter’s Wedding".

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