Wie geht es weiter mit Irans Revolution - und geht es ohne den Sohn des Schah?

Ja, es gibt Streit in der iranischen Protestbewegung – und Mina Khani hat auch gar nicht vor, dass zu leugnen. „Ja, es wird hart gestritten, brutal diskutiert“, erzählt die in Deutschland lebende Exil-Aktivistin, die kürzlich beim Think Tank VIDC in Wien zu Gast war: „Aber wenn wir eine wirkliche Demokratisierung im Iran wollen, dann müssen wir diese Konflikte austragen, und zwar jetzt und nicht irgendwann.“
Exil-Iraner im Zentrum des Konflikts
Khani analysiert und kommentiert die aktuelle Protestbewegung im Iran in deutschen Medien wie dem Spiegel und so wie viele andere Exil-Iraner weltweit spielt sie eine wichtige Rolle in der Diskussion in den Sozialen Medien. Und da prallen die unterschiedlichen Strömungen dieser Protestbewegung offen aufeinander. Eine der zentralen, aber auch umstrittensten Figuren ist der Sohn des 1979 gestürzten iranischen Schah. Reza Pahlavi, der seit Jahrzehnten in den USA lebt, trägt nicht nur den Namen seines Vaters, er wird auch von vielen seiner Anhänger als dessen Nachfolger betrachtet – nach dem Sturz des Mullah-Regimes.
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Pahlavi selbst sieht sich eher in der Rolle einer Symbolfigur, die einer zukünftigen Demokratie im Iran Stabilität geben soll. Für die Feministin Mina Khani ist er trotzdem keine akzeptable Führungsfigur: „Ein Großteil seiner Anhänger will die Monarchie zurück, aber schon die Verbrechen seines Vaters wurden nie aufgearbeitet. Ein Pahlavi als Führungsfigur ist deshalb für viele nicht akzeptabel, für die Kurden etwa – und die sind ein zentrales Element dieser Revolution.“
Kampf von Frauen und Minderheiten
Schließlich habe der Mord an einer Kurdin, Jina Mahsa Amini, im Herbst des Vorjahres den Aufstand gegen das Regime ausgelöst. Sie wurde von der Polizei ermordet, weil sie ihr Kopftuch falsch getragen hatte. Das also, erläutert die Exil-Aktivistin gegenüber dem KURIER, seien die zwei zentralen Elemente dieser Revolution: Der Kampf der Frauen und der Minderheiten um ihre Rechte. „Viele Anhänger Pahlavis haben sich genau dagegen ausgesprochen. “
Verschleierung zentrale Frage
Die Frauenbefreiung, nicht nur von der Verschleierung, die bleibt für Khani die zentrale Frage : „Sie ist das Kernelement unserer Revolution.“
1979, als das Mullah-Regime die Macht übernahm, da sei die Zwangsverschleierung die wichtigste Maßnahme gewesen: „Die Kontrolle über die Frauen, so wurde damals die Maschinerie der Gewalt in Bewegung gesetzt. Ihre Unterdrückung stand also am Anfang dieses Regimes, also muss die Befreiung davon an seinem Ende stehen.“
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