Insiderhandel? Vor der Zollpause gab Trump noch eine Kaufempfehlung ab

Am Tag danach reiben sich noch alle die Augen. Der jüngste Zollschwenk von Donald Trump belegt eindrucksvoll das von ihm verursachte Chaos, kaum jemand weiß noch, was jetzt wirklich gilt.
Doch gleichzeitig wirft seine am Mittwoch verkündete Zollpause von 90 Tagen - mit Ausnahme von China - vor allem viele Fragen auf. Die wohl brisanteste lautet: Ging da im Weißen Haus alles mit rechten Dingen zu? Zumindest US-Demokraten bezweifeln das massiv und sprechen offen den Verdacht des strafbaren Insiderhandels und der Marktmanipulation aus.
Der US-Aktienmarkt reagierte jedenfalls, das ist belegbar und für alle Anleger einfach nachvollziehbar, mit einem regelrechten Kursfeuerwerk auf Trumps Zollschwenk. Der Markt, gemessen am breiten Aktienindex S&P 500, der die Aktien der 500 führenden börsennotierten US-Unternehmen umfasst, gewann im Handelsverlauf etwa vier Billionen Dollar beziehungsweise 70 Prozent des Wertes zurück, den er in den vergangenen vier Handelstagen verloren hatte. Trumps Kommentar dazu: "Man sagt, es war der größte Tag in der Finanzgeschichte."
Was stutzig macht, sind Trumps Postings auf seiner Plattform Truth Social nur kurze Zeit vor seiner völlig überraschenden Zoll-Ankündigung. Er gab schlicht einen relativ durchsichtigen Finanztipp ab: "Dies ist eine großartige Zeit zum Kaufen!!! DJT." Weniger als vier Stunden später setzte Trump einen großen Teil der von ihm verhängten Zölle für zunächst drei Monate aus.
Die Initialen "DJT", mit denen er den Post unterschrieben hat, stehen nicht nur für den vollen Namen des US-Präsidenten Donald John Trump, sondern sind auch das Aktiensymbol der Muttergesellschaft von Trumps Social-Media-Plattform. Die Aktie des defizitären Unternehmens schlossen nach der Ankündigung mit einem Plus von 22,67 Prozent. Trumps Mehrheits-Beteiligung an dem Unternehmen stieg im Wert um 415 Millionen Dollar.
Freilich ging der gesamte Markt nach oben. Tech-Aktien profitierten teils massiv, Luftfahrt-Aktien detto. Besonders kräftig ging es auch mit der Aktie von Tesla nach oben - knapp 23 Prozent. Das zuletzt geschrumpfte Vermögen von Trump-Intimus Elon Musk vermehret sich wieder um etwa 20 Milliarden Dollar.
Die demokratischen US-Senatoren Richard Blumenthal und Adam Schiff erklärten gegenüber NBC News, die Trump-Regierung sei "voller Betrüger" und "Korruption ist ihr zweiter Vorname". Beide forderten eine umfassende Untersuchung der Hintergründe der Social-Media-Posts und des Kurswechsel bei den Zöllen.
Schiff schrieb auf Social Media: "Trump sorgt mit seinen immer wieder verschobenen Zöllen für enorme Marktschwankungen. Diese ständigen politischen Schwankungen bieten gefährliche Möglichkeiten für Insiderhandel. Wer in der Regierung wusste im Voraus von Trumps jüngstem Zoll-Knick? Hat jemand Aktien gekauft oder verkauft und auf Kosten der Öffentlichkeit profitiert?"
Ein Sprecher des Weißen Hauses wies die Behauptungen der Demokraten als Panikmache zurück
"Er liebt das, diese Kontrolle über die Märkte, aber er sollte besser vorsichtig sein", sagte der Trump-Kritiker, Jurist und ehemalige Ethik-Anwalt des Weißen Hauses unter Präsident George W. Bush, Richard Painter. Er wies darauf hin, dass das Wertpapierrecht den Handel mit Insiderinformationen verbietet: "Die Leute, die gekauft haben, als sie diese Nachricht sahen, haben eine Menge Geld verdient." Trump wurde bereits im Zusammenhang mit der Einführung seines "Meme Coins" $TRUMP kurz vor seiner Amtseinfühung im Jänner des Insiderhandels bezichtigt.
US Finanzminister Scott Bessent bemüht sich derweil, Trumps Vorgehen als Erfolg darzustellen. Es sei dessen Strategie gewesen, die mehr als 75 Länder dazu gebracht habe, an den Verhandlungstisch zu kommen. Bessent ging auch auf die Marktschwankungen ein, die Trumps Zollpolitik in den vergangenen Tagen verursacht hatte. Die Börsen bekämen nun mehr Gewissheit, argumentierte er.
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