In Zeiten des Wandels lässt der Iran alte Zeiten hoch leben

Vor 40 Jahren siegte die islamsiche Revolution über das brutale Schah-Regime - vier Jahrzehnte stabile Instabilität.

Am 11. Februar 1979 war alle vorbei. Nach monatelangen Massenprotesten, die zunehmend eskaliert waren, Hunderten Toten, vor allem aber auch einem Richtungskampf innerhalb der Revolutionsbewegung selbst zwischen linken Säkularen und Konservativen, war es an diesem Tag klar: Das Schah-Regime war endgültig Geschichte. Und die neue Macht im Staat waren konservative schiitische Islamisten unter dem erst am 1. Februar 1979 aus dem französischen Exil zurückgekehrten Ayatolla Chomeini. Empfangen worden war dieser wie ein Messias.

40 Jahre ist das her. Und die Ayatollahs sind nach wie vor an der Macht. Am Montag wurde in Teheran und zahlreichen anderen Städten des Landes der Sieg der islamischen Revolution gefeiert. Staatlich verordnet. Es war der 11. Februar, an dem im Zuge letzter Straßenkämpfe in Teheran die letzten Ministerien, Kasernen und Amtsgebäude von Revolutionären übernommen wurden. Es begannen Massenverhaftungen, Schauprozesse und Hinrichtungen. Acht Tage später, am 19. Februar, wurde die Islamische Republik ausgerufen. Machthaber Schah Mohammed Reza Pahklavi hatte das Land bereits im Jänner verlassen, noch aber hatten die USA in Teheran eine funktionierende Botschaft, noch beobachteten die Regime in den Nachbarstaaten die Entwicklungen vorsichtig, aber nicht ablehnend.

Zum „großen Satan“ machten die Ayatollahs die USA erst in den kommenden Monaten. Die Geiselnahme in der US-Botschaft begann am 4. November 1979 – und dauerte bis zum 20. Jänner 1981. Und zu diesem Zeitpunkt waren auch schon die Nachbarstaaten des Iran auf sichere Distanz gegangenen. Was sie dazu veranlasst hatte: Das von den Machthabern in Teheran auf die Fahnen geheftete Konzept des „Revolutionsexports“. Vor allem im Irak war man alarmiert – wo Machthaber Saddam Hussein, ein säkularer, nationalistischer Sunnit, einer breiten schiitischen Mehrheit im Land gegenüberstand. Ende 1980 begann der Erste Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak. Sehr bald also stand die Islamische Republik sehr isoliert und kriegsführend da – sie hielt sich aber erstaunlich stabil.

Und dieser stabil-labile Zustand hält bis heute an. Außenpolitische Spannungen, innenpolitische Machtkämpfe zwischen Reformern und Hardlinern und eine fragile Wirtschaft dominieren nach wie vor das Land. Hinzu kommt für die Konservativen heute aber eine anwachsende demographische Herausforderung: Mehr als die Hälfte der jetzigen Bevölkerung - also mehr als 40 Millionen Menschen – wurde nach der Revolution geboren. Für sie sind die Wertevorstellungen ihrer Eltern oder Großeltern aus den 1980er Jahren längst nicht mehr tragbar. Und zuletzt war das Regime in Teheran vermehrt mit Protesten konfrontiert, die vor allem auf einer Sache fußen: Einer grundlegenden Unzufriedenheit.

Und dabei war auch durchaus die Regionalpolitik des Landes Thema. Teherans teure Regionalmachtansprühe sorgen durchaus für Unmut. „Nicht Gaza, nicht Libanon, wir opfern uns nur für den Iran“ war eine Parole bei den Straßenprotesten im vergangenen Jahr.

Mit Präsident Hassan Ruhani steht dabei aber durchaus ein Hoffnungsträger der Progressiven an der Spitze des Landes. Offen tritt er etwa für eine Verjüngung des Staatsapparats und eine vorsichtige Öffnung des Landes ein. Das letzte Wort hat allerdings Ali Chamenei, das religiöse Oberhaupt des Landes. Ihm unterstehen die Sicherheitskräfte, er entscheidet in strategischen, sozialen und religiösen Belangen. Und zwischen der geistlichen und weltlichen Führung des Landes kriselt es.

Klerus und Hardliner waren etwa von Anfang an gegen den Atomdeal von Präsident Ruhani mit den USA sowie gegen seine Reformen und eine Annäherung an den Westen. Den Konservativen kommt die Aufkündigung des Atomdeals und die Verhängung neuer Sanktionen durch die USA durchaus entgegen.

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