In welcher europäischen Stadt 2026 Robotaxis unterwegs sein werden
„Das da vorne, das ist zum Beispiel eines.“ Der Taxifahrer deutet auf eine weiße Kombilimousine vor sich. Auf dem Dach und unter den Bremslichtern sind schwarze Kameras angebracht. „Die scannen die Umgebung.“ Um seine Theorie zu beweisen, fährt der Taxifahrer an dem Auto vorbei.
Als er die Fahrerseite erreicht, muss man überrascht innehalten: In diesem Auto, das in Geschwindigkeit und Fahrverhalten nicht von den anderen im Straßenverkehr zu unterscheiden war, sitzt keine Person. „Komisch, nicht? Es ist wahrscheinlich gerade dabei, jemanden abzuholen.“
In Phoenix, Arizona, sind die Waymos seit 2020 aktiv.
Diese Szene spielte sich im Frühsommer dieses Jahres in Phoenix, Arizona, ab; kommendes Jahr könnte es sich auch in London ereignen. Nachdem die Robotaxis seit fünf Jahren in Phoenix und seit einem Jahr in San Francisco unterwegs sind, wagt die US-Firma Waymo den nächsten Schritt: „Wir bringen unseren vollständig autonomen Fahrdienst über den großen Teich“, informierten sie unlängst in einer Presseaussendung.
Der surreale Moment, wenn man ein menschenleeres Robotaxi überholt.
Das Konzept ist dabei ähnlich wie bei einer Uber-Fahrt. Man lädt die dazugehörige App aufs Handy und bucht eine Fahrt, bei der man Start- und Zielort bereits angibt. Fährt das Robotaxi vor, wird der Code auf der App vom Auto gescannt. Danach öffnen sich die Türen, man kann am Rücksitz Platz nehmen und das Auto fährt – einer Taxifahrt gleich, nur ohne den bis dato essenziellen Fahrer – an den gewünschten Ort.
Simpel und doch absolute surreal, wenn sich das Lenkrad ohne Menschenhand dreht. „Für mich wäre das nichts“, meinte der amerikanische Taxi-Fahrer in Phoenix. Aber dann stellen die Waymos für ihn eine Konkurrenz dar.
Weitere Konkurrenz für Taxis
Auch die berühmten schwarzen Taxis in London reagierten mit Skepsis auf die Nachricht. Steve McNamara, Generalsekretär der Licensed Taxi Drivers Association tat die Waymo-Taxis als „Jahrmarktsattraktion” ab. Er stellte ihre Zuverlässigkeit in Frage und erklärte, dass es in London keine Nachfrage nach dieser Art von Taxis gebe.
Die berühmten schwarzen Taxis könnten aus dem Londoner Straßenbild verschwinden, ergab ein Report im März.
Doch davon lässt sich das US-Unternehmen nicht verunsichern. Für London, immerhin die verstopfteste Stadt Europas, habe die Neuerung nur Vorteile, meinte Waymo-CEO Tekedra Mawakana: „Waymo sorgt für mehr Sicherheit auf den Straßen und einen besseren Zugang zu Verkehrsmitteln.“
Sicher?
Die Autos könnten etwa die Unabhängigkeit von Menschen erhöhen, die aufgrund einer Behinderung nicht fahren könnten oder wollten, die vollelektrischen Fahrzeuge würden zu sauberer Luft beitragen und der Waymo Driver navigiere mit seinem 360-Grad-Sichtfeld (Lidar, Kameras, Radar) sicherer durch den Verkehr als ein menschlicher Fahrer.
Doch unumstritten sind sie keineswegs. Die US-Behörde für Verkehrssicherheit hat soeben eine Untersuchung zu 2.000 Waymos eingeleitet, nachdem die Robotaxis möglicherweise die Verkehrssicherheitsvorschriften rund um haltende Schulbusse nicht eingehalten hätten.
Im September mussten sich kalifornische Polizisten mit der Frage auseinandersetzen, was zu tun ist, wenn ein Fahrzeug eine illegale Kehrtwende macht, aber niemand am Steuer sitzt. Sie stellten dann zwar keinen Strafzettel aus. („Das Feld für Roboter fehlt im Strafzettelbuch“, schrieben sie auf Facebook.) Doch sie informierten Waymo, in der Hoffnung, dass die Neuprogrammierung weitere illegale Manöver verhindern würde.
Und vergangenes Jahr war Waymo gezwungen, eine Flotte von Fahrzeugen zu reparieren, nachdem Anwohner sich über deren ständiges Hupen beschwert hatten. Als die Taxis zu einem als Basis genutzten Parkplatz zurückkehrten, hupten sie sich des Nachts gegenseitig an, während sie parkten oder zu einer Fahrt aufbrachen.
Bleibt abzuwarten, welche Situation sich in London ergeben.
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