"Höchste Bedrohungsstufe": England wegen Trump-Besuch im Ausnahmezustand

Staatsbesuche sind stets mit erhöhter Sicherheit verbunden, doch selten wird Großbritannien dabei derart in den Ausnahmezustand versetzt wie für Donald Trump. Der Polizeieinsatz für den Besuch des US-Präsidenten diese Woche ist einer der größten der Landesgeschichte.
Es war ein praktischer Zufall für den britischen König Charles, dass der Buckingham Palace derzeit renoviert wird und der Empfang im abgelegeneren Städtchen Windsor stattfinden kann. Doch nach dem tödlichen Schussattentat auf Charlie Kirk vergangenen Mittwoch wurden die Vorsichtsmaßnahmen weiter intensiviert und das Sicherheitsniveau in Windsor auf die „sehr hohe Bedrohungsstufe“ gesetzt.
Polizeibeamten werden die Stadt „aus der Luft, auf den Straßen und auf der Themse“ sichern, erklärte der stv. Polizeichef Christian Blunt am Montag. Dafür werden Drohnen, Sniper und die Marineeinheit, aber auch Polizeipferde wie -hunde im Einsatz sein.

Militärangehörige proben die Ehrenwache im Vorfeld des Staatsbesuchs.
Doch auch die Londoner Innenstadt wird diese Woche vibrieren.
Gegenprotest in London
Die Koalition „Stop Trump“ wird Mittwochnachmittag eine große Demonstration von Marylebone über die belebte Regent Street bis zum Parliament Square führen. Ob der riesige Trump-Baby-Luftballon, der bei der Demonstration 2019 über die Köpfe der Aktivisten schwebte, eine Rückkehr feiern wird, wollte Aktivistin Zoe Gardner nicht bestätigen. Gegenüber dem Independent ließ sie aber wissen, dass der Protest Schlagzeilen machen würde.

In London sind bereits Anti-Trump-Plakate aufgetaucht.
Die Initiative ist sicher, dass die Strahlkraft ihres Protests der eigentliche Grund ist, warum Trump bei seinem zweiten Besuch von der Öffentlichkeit ferngehalten wird. „Aber das reicht nicht aus“, erklärt ein Sprecher. „Es ist an der Zeit, dass dieses Land seinen Stolz wiederfindet und sich gegen tyrannische Rassisten und die Superreichen zur Wehr setzt. Trump ist nirgendwo in Großbritannien willkommen.“
England in zwei Lagern
Doch ganz so stimmt das nicht. 70 Prozent der Briten können Trump laut aktueller YouGov-Umfrage zwar nicht leiden und fast ein Viertel der Briten hält ihn laut einem Report der Good Growth Foundation nach Russlands Präsident Wladimir Putin für das größte Risiko der nationalen Sicherheit. Doch gleichzeitig zeichnet sich in Großbritannien ein anderer Trend ab.
150.000 Briten waren vergangenen Samstag dem Aufruf des rechtsextremen und fünffach rechtskräftig verurteilten Aktivisten Tommy Robinson (mit bürgerlichem Namen Stephen Yaxley-Lennon) gefolgt, an seiner Demonstration „Unite the Kingdom“ auf die Straße zu gehen. Ein Meer aus blau-weiß-roten Fahnen zog sich von Waterloo ins Regierungsviertel Whitehall. In Sprechchören wurde „Free Speech“ gefordert und via Videowall forderte US-Milliardär Elon Musk einen Wechsel der britischen Regierung.
Der Einfluss Amerikas
„Es besteht kein Zweifel“, sagt die britische Politexpertin Jennifer Nadel, „dass der Populismus, der die USA erfasst hat, nicht nur Großbritannien, sondern ganz Europa beeinflusst. Wir sehen viele der gleichen Botschaften, insbesondere die Lüge, dass wirtschaftliche Not von denen verursacht wird, die an unseren Küsten Zuflucht suchen.“
Für Nadel ist es kein Zufall, dass diese Demonstration keine Woche vor Trumps Besuch stattfand – und eine Woche nach der Jahreskonferenz von Nigel Farages rechtspopulistischer Reform UK Partei.

Die britische Politexpertin Jennifer Nadel hat keinen Zweifel, dass die MAGA-Bewegung Großbritannien beeinflusst.
„Die extreme Rechte“, sagt auch Tim Bale, Politikprofessor von der Queen Mary University, „sucht jenseits des Atlantiks nach Inspiration, finanzieller Unterstützung und medialer Verstärkung.“
Dennoch bezweifelt Bale, dass die „Unite the Kingdom“-Demonstration Einfluss auf Trumps Besuch haben dürfte. „Dort wird es vor allem um die königliche Familie und das Handelsabkommen gehen.“ Außer natürlich, räumt Bale ein: „Trump macht sich selbst zum Thema und nimmt Bezug auf sie.“
Und wenn Trump in einer Sache berechenbar ist, dann darin, dass er gerne über sich selbst spricht.
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