Hisbollah stärkste Kraft im Libanon - Premier verliert

Saad al-Hariri
Premierminister Saad al-Hariri erlitt eine empfindliche Niederlage, hat aber dennoch Chancen auf eine weitere Amtszeit.

Bei der Parlamentswahl im Libanon ist die schiitische Hisbollah klar stärkste Kraft geworden - Ministerpräsident Saad al-Hariri musste dagegen deutliche Verluste einstecken. Die Hisbollah und mit ihnen verbündete Gruppen errangen bei der ersten Wahl zum Abgeordnetenhaus seit neun Jahren mehr als die Hälfte der Sitze, wie aus inoffiziellen Ergebnissen hervorgeht. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 49 Prozent.

Gleichzeitig erreichte Hariris Bündnis nur 21 von 128 Mandaten. Das ist etwa ein Drittel weniger als die seine Koalition 2009 errang. "Wir hatten gehofft, ein besseres Resultat und einen größeren Block zu erzielen", sagte Hariri am Montag in Beirut. Er kündigte an, mit allen Parteien zusammenarbeiten zu wollen, um die politische Stabilität im Land zu erhalten. Da der Regierungschef im Libanon ein Sunnit sein muss, scheint Hariri aber der stärkste Kandidat, um eine neue Regierung zu bilden.

1,5 Millionen Syrer im Libanon

Es wurde bereits vorher angenommen, dass die vom Iran unterstützte Hisbollah in den meisten Wahlbezirken, in denen sie Kandidaten aufstellt, gewinnen würde. Die Macht der Schiitenmiliz hatte in der Vergangenheit zu starken Spannungen mit der Regionalmacht Saudi-Arabien geführt, die jeglichen Einfluss seines Erzrivalen Iran in der Region zurückdrängen will. Hariri hat enge Beziehungen nach Riad.

Die Abstimmung fand zudem unter dem Einfluss des Krieges im Nachbarland Syrien statt. Der Libanon hat rund 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen - bei 6,2 Millionen Einwohnern. Die soziale und wirtschaftliche Lage in dem Mittelmeerstaat ist dadurch stark beeinflusst. Angesichts der politischen Krisen hatte das Parlament sein 2013 abgelaufenes Mandat mehrfach eigenständig verlängert.

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