Großmufti von Saudi-Arabien gestorben

Mohammed bin Salman Al Saud (links) und der Großmufti von Saudi-Arabien, Abdul-Aziz ibn Abdullah Al ash-Sheikh (rechts).
Zusammenfassung
- Großmufti Sheikh Abdelaziz al-Sheikh, höchster muslimischer Geistlicher Saudi-Arabiens, ist im Alter von 82 Jahren verstorben.
- Al-Sheikh galt als Vertreter des konservativen Wahhabismus und war ein Gegenspieler zu den Reformen von Kronprinz Mohammed bin Salman.
- Seine konservativen Fatwas wurden teils ignoriert, etwa bei der Öffnung von Kinos und der Austragung der Schach-Weltmeisterschaft.
Der höchste muslimische Geistliche Saudi-Arabiens, Großmufti Sheikh Abdelaziz al-Sheikh, ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Das teilte der Königshof der Staatsagentur SPA zufolge mit.
Das Königreich und Muslime weltweit hätten mit ihm einen "bedeutenden Gelehrten" verloren, der wichtige Beiträge zum Islam, für Muslime und die Wissenschaft geleistet habe, hieß es. Die Trauerfeier soll heute am Nachmittag in der Großen Moschee von Riad stattfinden.
1943 in Mekka geboren
Al-Sheikh wurde 1943 in der für Muslime heiligen Stadt Mekka geboren. Er wuchs als Waisenkind auf und erblindete als junger Mann. Er studierte islamisches Recht, predigte an Moscheen in Riad und veröffentlichte unter anderem Fatwas, also Gutachten zu religiösen Fragen als eine Art Anleitung für Muslime im Alltag. Das Amt des Großmuftis bekleidete er seit 1999.
Die Gesellschaft Saudi-Arabiens ist geprägt vom Wahhabismus, einer extrem konservativen und puritanischen Lesart des Islam. Als dessen Vertreter wurde al-Sheikh zu einer Art Gegengewicht zum faktischen Herrscher des Landes, Kronprinz Mohammed bin Salman. Dieser treibt einen Reformkurs eines eher "moderaten Islams" voran, in dem einige der strengen Vorschriften für das öffentliche Leben gelockert wurden, etwa zur strikten Trennung von Männern und Frauen oder zur Unterhaltung - gegen religiösen Widerstand.
Al-Sheikhs Positionen führten vielfach zu Debatten. 2011 sprach er sich dagegen aus, Frauen in Geschäften arbeiten zu lassen, weil sie dort zu sehr mit Männern in Kontakt kämen. Eine Anstellung von Frauen im Geschäft sei deshalb ein "Verbrechen und respektlos". Zugleich lobte er etwa den Schritt von 2015, Frauen bei Kommunalwahlen antreten zu lassen.
Gegnerschaft zu Öffnungsmaßnahmen von Kronprinz Mohammed bin Salman
Einige Fatwas al-Sheikhs wurden im Rahmen der Öffnung in einigen Fällen auch faktisch ignoriert. 2016 machte er etwa Schlagzeilen mit einer Fatwa, nach der Schach als "ein Werk des Teufels" zu verstehen sei und im Islam verboten. Im Jahr darauf lud das Land dennoch erstmals zur Schach-Weltmeisterschaft. 2017 sagte al-Sheikh, Kinos und Konzerte würden die "Tür zum Bösen" öffnen. Bald darauf öffnete das erste kommerzielle Kino im Land nach einem mehr als 30 Jahre langen Verbot, auch große Konzerte sind heute üblich.
Kommentare